J: In der geistigen Welt gibt es nicht solche Begierden nach Gütern. In der geistigen Welt ist das tugendhafte Leben das Wertvollste, das geistigen Gewinn bringt. In dieser Tugendhaftigkeit auf irgendeinem Gebiete wirken, bringt jedem Seligkeit.
Wenn ihr, liebe Geschwister, einen Menschen betrachtet, der keinen Gottesglauben hat, so müsst ihr sehen, dass er es auch mit der Liebe, mit der Barmherzigkeit, mit der Güte, mit dem Verständnis für andere doch nicht so genau nimmt. Denn die Quelle dieser Tugenden liegt im Gottesglauben. Der Gottesglaube gibt dem Menschen die Kraft zu einem tugendhaften Leben und Wirken. Das ist die Quelle, aus der man schöpft. Man weiß, dass man Gott verantwortlich ist.
(J, 11.10.1969 – GW 1969/45, S. 352.)
(AS: Aus dieser Quelle des Glaubens und der Tugendhaftigkeit ergibt sich als grundlegende Anforderung das Dienen nach dem Vorbild von Christus; er, der von Gott selbst gesalbte König des Gottesreiches, war mit seinem Erlösungsauftrag auf der Erde für die Menschen ein leuchtendes Vorbild im Dienen. „Und dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes“, heißt es im 1. Petrusbrief 4,10.)
J: Das ist etwas, was die Geisterwelt den Menschen bringen möchte: Eine Stärkung ihres Glaubens. Denn so viele sehnen sich nach einem persönlichen Erlebnis und oft hört man sie sagen: „Ja, wenn ich selbst etwas erlebte, dann wollte ich glauben.“ – Das aber zeugt von Egoismus, wenn ein Mensch spricht: „Wenn ich Gott oder Christus erlebe, dann will ich glauben.“
Ja, meine lieben Freunde, wieviel spricht doch Gott zu den Menschen. Täglich, stündlich, Minute für Minute. Und sie achten nicht darauf. Wir erinnern euch nur an das Werden und Vergehen eines Menschen. Wie wunderbar ist sein Werden! Wie wunderbar auch das Werden und Vergehen in der Natur. Wenn der Mensch nur im Geringsten darüber nachdenken und nachforschen würde, müsste er nicht mehr sagen: „Ja, wenn ich selbst etwas erlebte…!“
Derselbe will auch nicht glauben, was der Nächste erlebte und erzählte. Es ist ihm nicht glaubhaft. Er will es selbst erleben und sagt: „Nur dann glaube ich, wenn ich das selbst erlebe.“
Gott lässt durch seine Geisterwelt jene Menschen aufsuchen, die gezeichnet sind dafür, dass sie die Kraft der heiligen Geister erleben, um von ihrem Erlebten den Mitmenschen zu geben, dass sie im Glauben stark werden sollen. Auch jene sind gezeichnet von der Geisterwelt, die glauben sollen ohne das persönliche Erlebnis, die durch das Vertrauen in die anderen im Glauben stark werden sollen. Wenn dieses Vertrauen gegenseitig viel mehr gefördert würde, könnte der Menschheit mehr zu ihrem Heile gegeben werden.
So oberflächlich sind so viele Menschen in ihrem Glauben. So selbstverständlich ist ihnen all das, was ihnen jeden Tag aufs Neue gege-ben wird. Sie achten nicht auf die Stimme Gottes, die in so mannigfacher Weise zu ihnen spricht. Nein, sie möchten Worte hören, dass Gott sie beim Namen ruft, dass sie ihn und Christus selbst erleben könnten.
Nun, meine lieben Freunde, Gott und Christus senden ihre Geister aus, die Menschen zu beglücken (AS: vielfach von den betroffenen Menschen unbemerkt). Ja, wenn Geister Gottes sich dem Menschen nähern, möchten sie ihm gern etwas bringen. Sie bringen dem etwas, der ihnen lieb ist (AS: da von starkem Glauben, geöffnet für die Gotteswelt). Den pflegen sie in besonders liebevoller Weise. Denn sie möchten ihn als Werkzeug gewinnen. Denn die Geister Gottes sind bestrebt, den Heilsplan Gottes in Erfüllung zu bringen mit Hilfe auch der Menschen.
So ist es falsch, wenn manche glauben, sie könnten nur in einem gewissen Trancezustand für die Mitmenschen etwas tun. Sondern er hat genug Gelegenheit, im Heilsplane Gottes zu wirken, wenn er den Mitmenschen in jeder Lage hilft, wenn er ihnen die Wege zu zeigen vermag, gütig ist und seine Worte wohl bedenkt. Werkzeuge Gottes sind all jene, die ihren Mitmenschen beistehen in Krankheit und seelischer Not, die diese Aufgaben gewissermaßen als Beruf ausüben, d.h. in der Gesinnung, dass sie sich sagen: „Gott und Christus zuliebe will ich leben und dienen“. Dann werden sie geführt und inspiriert von den Geistern Gottes. So kommen sie und wählen die Menschen aus. (AS: Wie der Beistand der Engel Gottes vielfach unauffällig und unbemerkt geschieht, so soll auch die Hilfe der Menschen für andere ebenfalls unauffällig, in aller Stille getan werden.)
So besteht aber so vielfach der Wunsch beim Einzelnen: er möchte in den Vordergrund treten, er möchte offensichtlich wirken unter den Menschen. Es bedeutet ihm nichts oder zu wenig, von seiner stillen Kammer aus zu wirken. Er wünscht, dass alle sehen und hören, was er tut und spricht.
O, meine lieben Freunde, wie wertvoll ist doch das Wirken jener von der stillen Kammer aus. Denn Gott allein muss es sehen. Er sieht es, aus welcher Gesinnung heraus man seinen Mitmenschen hilft.
Und so ist es heute noch wie dazumal, da die Apostel die Lehre Christi verkündeten, der Glaube musste gekräftigt werden. Jeder sollte versuchen, seinen Glauben zu stärken, indem er all das zu Hilfe nimmt, was an Wunderbarem sich um ihn abspielt in der Natur. Es ist undankbar zu sagen: „Ich glaube nur das, was ich greifen, was ich wirklich erleben kann.“ Christus sagte: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
(J, 19.5.1956 – GW 1956/21, S. 162.)