J: Der damals (AS: vor Urzeiten im Himmel) erfolgte Abfall der Ungetreuen (AS: zu denen wir Menschen gehörten) ist die Ursache allen Leidens bis auf diesen Tag. (AS: Dieser Abfall von Gott ist gewissermaßen die Ursünde, der Schlüssel zum Verständnis des Christentums überhaupt; ohne sie gibt es keine Erklärung für die Erlösung durch Christus, überhaupt für Menschwerdung, Leiden und Sterben des Erlösers und nicht für das ‚Jüngste Gericht‘, was damals nach dem Kreuzestod Christi durch ihn in der Hölle stattfand.) Von jener Zeit des Abfalls der von Luzifer Verführten ist jedoch in der heutigen christlichen Religion nicht die Rede. Man weiß lediglich von Propheten, die von der göttlichen Welt ausgingen, nachdem die Erdenwelt und die Menschen auf ihr geschaffen worden waren. Diese Propheten hatten den Menschen verkündet, dass es einen Gott als Herrn über alle Dinge gibt. (AS: Nach diesem Abfall – von Luzifer angeführt – hatte Gott in seiner Barmherzigkeit einen Weg der Rückführung für die Abgefallenen geschaffen, der durch die grobstoffliche Welt über die auch dazu geschaffene Erde stufenweise führen sollte. Auf diesem Weg der Rückführung befinden wir uns heute noch. Die Propheten als Vorläufer Christi sollten den Weg zeigen. Christus kam dann als Erlöser und Befreier aus der absoluten Herrschaft Luzifers.)

Gläubige Christen verehren Christus, und sie feiern die Erinnerungsfeste an ihn, die während des Jahres aufeinander folgen. An Weihnachten gedenken die Christen der Botschaft an die Hirten, als der Heiland geboren wurde: “Friede den Menschen auf Erden!” Aber warum diese Botschaft den Menschen verkündet werden musste, welche Ursache ihr zugrunde lag, das wird den Gläubigen gar nicht oder höchstens ganz oberflächlich erklärt. Man spricht in diesem Zusammenhang allenfalls von der ‘Todsünde’ oder ‘Erbsünde’, die auf den Menschen laste. Doch Näheres davon wird nicht ausgesagt. Wie soll der Christ dann Bescheid darüber wissen?

Kaum ist die Zeit der Weihnachtsbotschaft von der Geburt des Herrn vorüber, harrt die Christenheit einer anderen Botschaft entgegen. So geleiten die einzelnen christlichen Festtage durch das Jahr und erinnern die Gläubigen an Leben und Wirken Jesu und an seine Worte, je nach der entsprechenden Jahreszeit. Aber das genügt nicht, um dem Christen jene Erkenntnis zu vermitteln, die er in seinem Innersten besitzen müsste. Mehr muss ihm erklärt werden! Er muss einen Begriff davon erhalten, weshalb es um diese Welt so bestellt ist, wie es der Fall ist.

Die Antwort bekommt er, sobald er sich darüber klargeworden ist, wer der Herrscher ist, der diese Welt regiert – nämlich Luzifer. Dann gewinnt er vielleicht auch mehr Verständnis für die Not auf Erden. Vielleicht gibt er sich dann auch persönlich mehr Mühe, die Welt zu verändern. Freilich kann dies nicht von heute auf morgen geschehen; aber die Welt kann verändert werden.

Wie lange es dazu brauchen wird, davon mag euch eine Ahnung werden, wenn ihr bedenkt, wie lange es gedauert hat, bis diese irdische Schöpfung so weit war, dass die Abgefallenen auf ihr Mensch werden konnten. Auch wurde euch erklärt, dass viele Millionen von Jahren verstrichen, ehe die Ungehorsamen aus den Himmeln gestürzt wurden.

Dass Gott dem sich anbahnenden Abfall so lange zugeschaut hatte ohne einzugreifen, hatte seinen Grund. Hätte Gott vorher eingegriffen, dann hätten seine ungehorsamen Geschöpfe sich darüber beklagen können, er habe ihnen nicht genügend Zeit gelassen, um sich anders zu besinnen und zur Einsicht zu kommen. Sie hätten es als Ungerechtigkeit empfinden können, wenn Gott so bald schon eingegriffen hätte. Darum ließ Gott ihnen Zeit – er ließ ihnen wahrhaftig so viel Zeit, dass es niemand als Ungerechtigkeit empfinden konnte. Lange, lange hat Gott zugewartet, [38 Seitenwechsel 39] bis er in seinem Reich eingriff.

Nur darum war es auch möglich geworden, dass Legionen und aber Legionen von Wesen sich Luzifer anschlossen. Gingen doch Millionen von Jahren vorüber, während welcher Zeit diese einstigen göttlichen Wesen ihre Gesinnung zum Ausdruck bringen sollten. Mit Worten aus ihrem eigenen geistigen Munde mussten sie bekunden, dass sie willens waren, auf die Seite Luzifers zu treten und sich von Christus als ihrem König abzuwenden. (AS: Gott hatte seinen einzigen Sohn Christus in diesen Vorzeiten zum Herrscher und König über sein Reich gesalbt. Das hatte nach langer, langer Zeit den Neid von Luzifer geweckt. Er wollte an Christi Stelle treten und hatte damit gegen Willen und Gesetz Gottes verstoßen. Er gewann aber viele Anhänger, die ihn unterstützten, was schließlich wiederum nach langen Zeiten zu Abfall und Vertreibung aus den Himmeln führte.) Wie geduldig war Gott, wie lange hat er zugewartet! Nur so war es Luzifer möglich gewesen, so viele von diesen göttlichen Wesen umzustimmen. Jedem Einzelnen war Gelegenheit geboten, klar Stellung zu beziehen. Das Ergebnis dieser Stellungnahme aber muss ein Christ kennen; dieses Ergebnis muss ihm verkündet und erklärt werden [nämlich der Abfall und seine eigene Beteiligung daran]. (AS: Ohne dieses Wissen begreift er nicht Sinn und Bedeutung der Erlösung und auch nicht die heutige Situation und seine eigene Aufgabe!)

Diese ‘Todsünde’ von einst ist kein Geheimnis. Vielmehr ist es Gottes Wille, dass den Menschen auf dieser Erde die Wahrheit verkündet wird. Der Gläubige betet doch, der Wille Gottes möge auf Erden wie im Himmel geschehen. Der Wille Gottes geschah von Anfang an. Gottes Wille geschah beim Ursprung der geistigen Schöpfung, und er geschieht noch heute. Der Wille Gottes vollzieht sich im Himmel und auf Erden, und er geschieht auch im Aufstieg der Gefallenen, indem Gott ihnen die Heimkehr in sein Reich ermöglicht. Eben für diese Heimkehr hat Gott die Welt mit ihren wunderbaren Möglichkeiten geschaffen.

(J, 17.10.1981 – GW 1982/4, S. 38/9.)