(AS: Nach Christi Tod am Kreuz war sein Geist mit seinen Heerscharen, die ihn erwartet hatten, zum Kampf in die Hölle gezogen, um die abgefallenen Geister zu befreien. Sein irdischer Leib war in ein Grab gelegt und aufgelöst worden – aber wie konnte er in der Zeit danach bis zur Himmelfahrt immer wieder sich sichtbar seinen Jüngern zeigen?)

J: Als Christi menschlicher Leib ins Grab gelegt worden war, wurde dieser aufgelöst – darüber gab ich euch schon öfters Erklärungen. Aber danach zeigte sich Christus seinen Jüngern wieder in seinem grobstofflichen Kleid, als Mensch. Die Jünger erschraken, weil sie meinten, ein Geist stehe vor ihnen. Sie dachten also an einen Geist. Daher musste Christus ihnen sagen: „Ich bin kein Geist, betastet mich, legt eure Hände in meine Wundmale. Ein Geist hat nicht Fleisch und Blut.“ (Lukas 24,36-40.) Also: ein Geist hat nicht Fleisch und Blut.

Christus hatte sich wieder materialisiert. Die göttliche Welt war ihm behilflich, die Stoffe wieder aufzubauen und ihm so die gleiche Erscheinung zu ermöglichen, wie er sie in seinem Erdenleben hatte. Doch war diese Erscheinung zeitlich begrenzt; denn Christus entschwand jeweils den Jüngern wieder ganz plötzlich. Das sind geistige Gesetze, die man in Einzelheiten erklären kann, so dass es einem heutigen Menschen eigentlich nicht schwerfallen sollte, es zu verstehen und zu begreifen. Damit sollte es ihm auch möglich werden, sich Gedanken darüber zu machen, dass es mit dieser Auferstehung jedenfalls in der Weise, wie man sie sich vorstellt (nämlich als ‘Auferstehung des Fleisches’), nicht stimmen kann.

Ferner: der Jüngste Tag, der mit dem Letzten Gericht zusammengebracht und als Weltuntergang aufgefasst wird – dieser Jüngste Tag ist längst gewesen! …

Wohl soll man glauben, was in der Bibel steht, aber man muss dabei richtig verstehen, was gemeint ist. Christus hat nach seinem Erdentod auch einen geistigen Kampf bestehen müssen (mit Luzifer). Es heißt: Christus ist zur Hölle niedergefahren und am dritten Tage von den Toten wieder auferstanden (AS: im Glaubensbekenntnis der Christen). Allein, was machen die Christen aus den ‘Toten’, zu denen Christus gegangen ist? Man meint, unter diesen Toten seien verstorbene Menschen zu verstehen.

Warum klärt man die Christenheit nicht darüber auf, dass es im wahren Sinn ein Totenreich (Luzifers) gibt? Dass mit diesen ‘Toten’ die von Gott Getrennten gemeint sind? Dass Christus es war, der jene erlöst hat, die im Totenreich weilten, auch wenn sie (innerhalb der Hölle) schon im Aufstieg begriffen waren? Denn vor der Erlösungstat Christi durch seinen Sieg über Luzifer, hatte ja keiner der Abgefallenen ins Himmelreich zurückkehren können.

Davon redet man nicht, weil man nichts davon weiß oder es sich nicht überlegt. Wohl gibt es eine Auferstehung von den Toten, aber nicht so, wie Menschen sich dies vorstellen. Die Auferstehung aus dem Reich der Toten bedeutet die Möglichkeit des Aufstiegs und der Heimkehr für die (abgefallenen) geistigen Wesen. Durch Christus konnten und können sie der Hölle entfliehen. Die Gesetze, die Christus damals, beim Letzten Gericht (seinem Sieg über Luzifer), in Kraft gesetzt hat, sind so beschaffen, dass mit der Zeit jenen, die sich noch in diesem Totenreich befinden, der Weg der Auferstehung gebahnt wird. Diese ‘Toten’ sind gefallene Geistwesen.

Wenn man aber in der Christenheit und in der ihr gepredigten Lehre nichts davon wissen will, dass es Geister gibt, dann kann man über diese Zusammenhänge überhaupt nicht sprechen. Dadurch kommt man nie zum wirklichen Glauben. Denn im Grunde genommen ist es doch paradox, wenn ein Mensch an Christus glaubt und sich Christ nennt, aber sich trotzdem nicht zurechtfindet, weil er weder weiß, was unter den ‘Toten’ zu verstehen ist, noch über das Letzte Gericht Bescheid weiß, auf das man immer noch wartet…

Es ist Sache eines jeden einzelnen Menschen, seine persönliche geistige Entwicklung zu fördern. [359 Seitenwechsel 360] Was er in seinem gegenwärtigen Leben an geistigem Fortschritt – und damit ist sein höheres Seelenleben gemeint – nicht erzielt, muss er nachholen. Wer nicht zur Erkenntnis des wahren menschlichen Daseins gelangt, wer sich nicht um Antworten auf die Probleme bemüht, die er zu haben glaubt, bleibt eben geistig rückständig. Allein, dies darf wohl gesagt werden: mit der Zeit wird auch er es schaffen! Denn es muss gelingen, weil Christus seinen Erlösungsauftrag erfüllt hat. Alles wird seine Vollendung finden. Dass dies nicht von heute auf morgen möglich ist, ist leicht einzusehen. Alles braucht seine Zeit. Aber wieviel wäre schon gewonnen, könnte die christliche Lehre in ihrer Wahrheit verbreitet werden, so dass es die Menschen dazu ermutigte, selber nachzudenken und Vergleiche anzustellen.

(J, 1.12.1979 – GW 1979/26, S. 359/360.)