J: Es wurde euch früher schon mitgeteilt, dass in der Hölle Wächter Gottes stehen. Sie haben einzugreifen, sollte Luzifer bei der Ausübung seiner Macht zu weit gehen. Diese Geister Gottes brauchen jedoch für die Höllenbewohner nicht sichtbar zu sein; sie können sich, wenn es erforderlich ist, unsichtbar machen. Denn die Atmosphäre dort ist wahrhaftig furchtbar – so unselig wie die Wesen, die die Hölle bevölkern. Geistige Wesen aus Gottes Reich haben die Kraft, diese Atmosphäre zu überwinden, indem sie sich für die Wesenheiten dort unsichtbar machen; diese Möglichkeit besitzen sie.

Die Bewohner der Hölle sollten aber die Botschaft des Gottessohnes vernehmen können. Dies geschah in der Weise, dass Engel Gottes auf die Schwelle des Totenreiches traten und laut in diese höllischen Bereiche hineinriefen: “Der Erlöser ist auf dem Wege zu euch! Geduldet euch noch! Christus ist der Erlöser! Er wird in euer Reich eintreten, und so gibt es für euch eine Erlösung!” Die Engel Gottes, die auf der Schwelle des Totenreiches standen, kündigten diese Botschaft mit Posaunenschall an, so dass jene, die sich in den Höhlen der Hölle versteckt hielten, hervorkamen und die Botschaft vernehmen konnten. Jesus hatte die Schau dieses Vorganges gehabt. Er wollte die Seinen doch wieder zu sich zurückholen, und so besaß er das Wissen um dieses Geschehen. (AS: Es gab zu der Zeit, als Christus auf Erden weilte, nicht wenige Bewohner der Hölle, vorwiegend in den höllischen Besserungsstufen, die sehnlichst auf die Befreiung warteten, die ihnen lange immer schon angekündigt worden war.)

Wie erwähnt, hat er zu seinen Jüngern ferner davon gesprochen, dass, so wie der Vater in sich selbst Leben hat, er von diesem Lebendigen auch dem Sohne übertragen habe; außerdem habe Gott ihm auch Macht übertragen, zu richten. Dies bekräftigt sein Wort: “Wie ich [es vom Vater] höre, so richte ich.” (Johannes 5,30.) Hierher gehört ferner ein Herrenwort, auf das ich sogleich zu [55 Seitenwechsel 56] sprechen komme und in welchem davon die Rede ist, die Toten, die seine Stimme vernähmen, würden aus ihren Gräbern hervorgehen. (Vgl. Johannes 5,28-29.)

Diese Bibelstelle ist falsch übersetzt worden; denn die Menschen von damals neigten genau wie die von heute dazu, alles unter menschlichen Gesichtspunkten zu betrachten. Das wirklich Geistige war weit von ihnen entfernt; sie besaßen keine Verbindung zum Geistigen und daher auch kein Verständnis dafür.

In Wahrheit hatte Christus gesagt: “Sie [die Toten] werden aus ihren Höhlen hervorkommen” – nicht aus ihren ‘Gräbern’ –; “die das Gute getan haben, zur Auferstehung für das Leben, die das Böse verübt haben, zur Auferstehung für das Gericht.” (Johannes 5,28-29.)

Betrachten wir die Menschheit von heute. Sie weiß nichts von dem Gericht, das Christus nach seinem Kreuzestod über Luzifer hielt. Sie hat vom Jüngsten Gericht ganz andere, irrige Vorstellungen. Sie wartet noch immer auf das Letzte Gericht, auf den Jüngsten Tag. Viele behaupten, dann stiegen die Verstorbenen aus ihren Gräbern heraus und stünden wieder als lebendige Menschen da … Was geschieht aber mit jenen, die man nach ihrem Tod verbrannt und deren Asche man in alle Winde zerstreut hat? Solches gab es auch schon vor der Zeit Jesu. Nicht selten wurden Menschen sogar lebendig verbrannt, um sie den Götzen zu opfern. Furchtbare Grausamkeiten haben Menschen begangen. Wie aber sollen jene Verbrannten auferstehen? In welchen Gräbern sind sie denn?…

Zwar haben die Menschen ein lebhaftes Interesse für Geschichte und versuchen herauszubekommen, was in der Vergangenheit alles geschehen ist. Doch sie interessieren sich dabei vornehmlich für solche Sachverhalte, die ihnen in ihrem menschlichen Dasein von Nutzen sind. Sie wollen in den Erkenntnissen, die sie sich durch Forschung angeeignet haben, ihre Mitmenschen unterrichten. Dies aber bleibt alles im Bereich menschlichen Wissens; es hat mit dem Geistigen, mit dem Schöpfungs- und Heilsplan, nichts zu tun. Dabei gäbe es wahrhaftig so vieles, was für den Schöpfungsplan und auch für den Heilsplan aus den Zeugnissen der Vergangenheit erforscht werden könnte. Dies wäre hoch ergiebig und aufschlussreich, und die Wissenschaftler hätten darüber nur zu staunen. Aber damit geben sie sich nicht ab. (AS: Hier käme es darauf an, solche Fälschungen und falschen Übersetzungen z.B. zu erforschen und die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen!)

Also müssen die Menschen eben auf andere Weise auf die geistige Welt aufmerksam gemacht werden. Diese muss ihnen so verdeutlicht werden, dass sie mit ihren Begriffen zu erfassen lernen, dass es eine für Menschen unsichtbare Welt gibt, dass es auch ein Totenreich gibt und was darunter zu verstehen ist. (AS: Solche Forschungsansätze gibt es: z.B. in der Forschung zu Nahtoderlebnissen – sie sollten ausgewertet werden und Konsequenzen haben.)

Auch muss die Christenheit lernen zu unterscheiden, welche Worte Jesu sich auf seine unmittelbare Gegenwart bezogen und welche auf das damals erst bevorstehende Geschehen, auf die geistige Zukunft. Wer diese Unterscheidung nicht zu treffen vermag, wird die Wahrheit nie finden, und Jesu Worte werden ihm immer ein Rätsel bleiben. Von den Verkündern der christlichen Lehre werden diese Rätsel dann eben als Wunder, als Geheimnisse hingestellt, die der Mensch nie würde entschlüsseln können. Das ist grundfalsch. Christus ist nicht in ein menschliches Dasein getreten und hat Zeugnis für seine Gottessohnschaft abgelegt, um seine Belehrungen in die Form von unergründlichen Rätseln zu kleiden. Das hätte die Menschen ja nur unsicher gemacht; sie hätten seine Worte überhaupt nie verstehen können und wären also über den Heilsplan in völliger Unkenntnis geblieben.

(J, 23.1.1982 – GW 1982/5, S. 55/6.)