(AS: Was bedeutet dieses ‚Gericht‘, wann findet es statt bzw. hat es stattgefunden?)
J: „Ich bin das Gericht. Bei dem Letzten Gericht werden jene verurteilt, die nicht an mich glauben. Ich bin das Letzte Gericht, ich werde Recht sprechen.“ Diese Worte sprach Christus, noch ehe er seinen Auftrag erfüllt hatte. „Wer an mich glaubt“, so kündete er, „den werde ich beim Letzten Gericht auferwecken.“
Gerade diese Worte sind für viele Gläubige auch heute noch ein Rätsel: „Ich werde beim Letzten Gericht jene auferwecken, die an mich glauben.“ (Vgl. Johannes 6,40.) Diese Worte machen sie unsicher; sie wissen nicht, wie sie gemeint sind, was sie bedeuten. Jene würde er zum Leben (in der Geisteswelt Gottes) erwecken, die an ihn glaubten. [225 Seitenwechsel 226]
Die Christen von heute sollten diese Worte jedoch verstehen können. Freilich vermögen sie es nur, wenn sie den Ursprung der christlichen Lehre kennen und damit auch den wahren Grund und Sinn der Menschwerdung Christi. Alles führt stets wieder auf dieselbe Frage zurück: Warum musste Christus in dieses Erdendasein treten? Das musste doch einen Grund haben, und es musste einen Grund haben, dass Christus verhieß, er werde am Jüngsten Tag jene auferwecken, die an ihn glaubten.
Wie legt die heutige Christenheit diese Verheißung aus? Sie versteht sie ganz anders, als Christus sie meinte. Noch immer wartet die Christenheit auf das Letzte Gericht, obwohl es doch bereits damals (nach Christi Sieg über Luzifer) stattgefunden hat. Wie notwendig wäre es, dass der denkende Mensch von heute jenen Worten Christi nachsänne, aus denen hervorgeht, was ihn wirklich bewegte, was ihn im Innersten beschäftigte. Ihn bewegte doch vor allem anderen die Erlösung der Menschheit, die Befreiung von jenem Sündenjoch, das die Abgefallenen sich auferlegt hatten. (AS: Wir alle, die wir über die Erde zu gehen haben, waren dabei – einstmals im Himmel, als wir uns von Luzifer zur Auflehnung gegen Christus und das Gesetz Gottes verführen ließen.) Sie alle sollten aus der Knechtschaft befreit und wieder in Gottes Kindschaft eingereiht werden (AS: und damit die Möglichkeit erhalten, uns über den Glauben an Christus durch die Bewährung auf der Erde wieder auf den Weg zurück in die Ordnung Gottes zu machen). Das war das Ziel des Erdenlebens Christi; das war der Auftrag, den Gott ihm erteilt hatte.
Bei allen seinen Erklärungen von der kommenden Erlösung wies Christus auf die Macht des Bösen hin und auf den Segen, der auf dem Guten ruht. So sehr versuchte er während seiner Lehrzeit, den Menschen nahezubringen, was seine wirkliche Aufgabe war…
…Ihm, Christus, ist von Gott gegeben worden, was da ist und lebt auf Erden. Durch Ihn, Christus, ist das Leben auf dieser Erde geworden; Ihm ist es zu verdanken…
[226 Seitenwechsel 227] …Christus hat nicht nur in so manchen Gleichnissen darauf angespielt, sondern er fragte immer wieder, bei den verschiedensten Gelegenheiten: „Glaubst du an mich? Glaubst du?“ Dass man an ihn glaubte, war für ihn doch so bedeutsam.
Ich komme auf das Christus-Wort zurück: „Das Letzte Gericht, das bin ich! Und wer an mich glaubt, den werde ich auferwecken.“ Was ist mit diesem Wort gemeint? Es spricht vorausschauend davon, dass Christus nach Erfüllung seines Auftrages in die Hölle hinabstieg und aus ihr alle jene Wesen mit sich fortzog, die an ihn glaubten. Der Sieg, den er errungen hat, und das Letzte Gericht, das er über Luzifer hielt, machten es möglich, alle jene Wesen mit sich zu nehmen, die guten Willens waren und glauben konnten. In der Sprache von dazumal gab man dies mit der Wendung wieder: sie wurden ‘auferweckt’. Heute wäre es angezeigt, so manches Wort in der Bibel anders auszudrücken, um den Menschen der Gegenwart das Gemeinte verständlich zu machen.
(J, 12.5.1979 – GW 1979/17, S. 225 – 227.)