(AS: Im Reich Gottes, das uns Christus verheißen und als Ziel vor Augen gestellt hat, geht es um geistigen Reichtum, den wir uns selbst auf der Erde erwerben müssen durch den Erwerb von Tugenden. Heilige Geister, die von Christus gesandt sind, wollen uns dabei begleiten und unterstützen. Doch auch üble Geister machen sich an uns heran, deren wir uns erwehren müssen, um Christi Einfluss und damit geistigen Reichtum bei uns zu verhindern.)

J: … So wird der Mensch auch von solch üblen Geistern begleitet. Und wer nicht wirklich aufs engste mit Gott, mit Christus und der heiligen Geisterwelt verbunden ist, gibt ihren Einflüsterungen gar oft nach. Sie werden ihrer nicht Herr, weil sie viel zu wenig aufblicken zu Christus, weil sie viel zu wenig über seine Worte nachdenken: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“

Würden all diese Menschen über diese Worte nachdenken, so müssten sie es erfassen, dass es auch nicht um das Ansehen dieser Welt und dieser Menschen geht, und dass es auch nicht um den Reichtum dieser Welt geht, wenn er sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“. Wir sagen wohl, ihr, die ihr euch zur Herrschaft Christi bekennt, müsst euch mit den irdischen Dingen, die euch in die Wege geleitet werden, auseinandersetzen. Ihr müsst mit beiden Füßen auf dieser Erde stehen, Ihr müsst euch mit so vielem beschäftigen; aber ihr dürft euch in all dem Irdischen nicht verlieren, ihr dürft euch ihm nicht verkaufen, ihr sollt Gott angehören. Aber leider vergisst man sich. Einerseits betet man: „Dein Wille möge geschehen im Himmel und auf Erden.“

Wohl geschieht der Wille Gottes im Himmel, aber der Mensch will seinen Willen durchsetzen und stellt den Willen Gottes an zweite Stelle. Er merkt es nicht einmal, sondern glaubt, ein frommer und gerechter Mensch zu sein. Es kommt ihm gar nicht der Gedanke, dass er den Willen Gottes über sich ergehen lassen muss. Er glaubt schon in all seinem Tun gerecht, ja unfehlbar zu sein. So wie er, glaubt er, müssten auch die anderen leben; auf das, was ihm missfällt, müssten auch die anderen, verzichten, dann wären sie auf dem rechten Weg zum Ziel. Und er betet wieder: „Dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden!“ Dabei ist er der erste zu sagen: „So hat es zu geschehen!“

Warum in der Ungewissheit sich nicht in aller Demut zu Gott hinwenden und ihn bitten: „Lass alles sein, fügen und führen nach deinem heiligen Willen. Lass uns Menschen das tun, was dein heiliger Wille ist.“ Und versäumt nicht, um Erkenntnis zu bitten, um zu erfahren, was Gottes heiliger Wille ist. Immer wieder erklärte ich euch, dass der freie Wille das höchste und schönste Geschenk ist, das Gott seinen Kindern gegeben hat. Könnt ihr aber verstehen, wie man den Menschen gerade durch diesen freien Willen prüfen kann, ob er auch nur annähernd der Vollkommenheit entgegengeht. Wie unendlich viele Möglichkeiten sind ihm gegeben, um auf dem rechten Wege vorwärts zu kommen, aber wie oft versagt er, wenn er in vielen Dingen einfach eine sture Einstellung bewahrt.

Aber wenn ihr nun versucht, tiefer darüber nachzudenken, bekommt ihr auch die Kraft, euren Willen unter den Willen Gottes zu stellen. Wenn man den Willen Gottes geschehen ließe, würde es nicht so viele egoistische Menschen geben. Es würde nicht so viele Fanatiker und herrschsüchtige Menschen geben. [124 Seitenwechsel 125]

Ja, im Geisterreiche sehen die Dinge anders aus. Fern vom Erdenreich und besitzlos, zieht man in diese andere Welt ein und bittet um Aufnahme. Man bittet um Verständnis und Gnade. Mittellos kommt man an, und je nachdem sich der Ankommende verdient gemacht hat, verkündet man ihm Reichtum oder Armut. Reichtum, wenn man sich darum verdient gemacht hat. Armut, wenn man sich verschuldet hat, indem man ein falsches Denken und Wollen pflegte, indem man sich von Gott und seiner guten Geisterwelt zu weit entfernte. Je nachdem fällt die Belohnung reich oder gering aus. Die himmlischen Vermögensverwalter stehen da und erklären jeder ankommenden Seele: „So lange bleibt dein einstiger Reichtum noch in meinem Besitz, bis du seiner würdig geworden sein wirst. Noch verstehst du es nicht, deinen geistigen Reichtum zu verwahren. Erst dann, wenn du weitere Belehrungen empfangen hast, wird dir dieser Reichtum zurückerstattet.“

Aber dem, der als guter Mensch gelebt und in der Geisteswelt als gute Seele befunden wurde, wird etwas ausgehändigt, was ihm in der anderen Welt vor aller Öffentlichkeit das würdige geistige Aussehen gibt. Man soll diese gute Seele als solche erkennen, wie sie gelebt im menschlichen Leben. Und wenn man geistigen Reichtum erworben [125 Seitenwechsel 126] hat, aber noch nicht fähig ist, ihn zu verwalten, so macht es gleichwohl schon glücklich zu wissen, dass man ihn in Besitz nehmen darf, wenn es soweit ist. Ja, viele Geister flehen geradezu darum: „Lasst mich mein geistiges Vermögen noch nicht selbst verwalten. Steht ihr mir bei, ich bin noch nicht in der Lage, es zu erfassen.“

Und es wird ihnen erklärt: „So lange wird es noch dauern, bis du deinen geistigen Besitz zurückerhältst, bis deine Erkenntnisse dafür ausreichen und dein Sinnen und Trachten so ist, dass du mit ihm umzugehen verstehst.“

Wenn aber von geistigem Reichtum die Rede ist, stellt ihr Vergleiche an mit dem irdischen Reichtum; denn eure Gedanken sind immer menschlich und unvollkommen. So denkt ihr schon an materielle Dinge. Geistiger Reichtum kann bestehen aus ganz besonderen Talenten. Schon das Ansehen des einen kann ein gewaltiger Reichtum bedeuten. Man braucht als Geist in der jenseitigen Welt nicht unbedingt über viele Häuser und Kostbarkeiten verfügen zu müssen, um sich reich zu fühlen. Man braucht dazu auch keine Herrschergewalt auszuüben. Es gibt einen Reichtum, auf den wir euch immer wieder aufmerksam machen. Es ist der geistige Reichtum an Güte und Barmherzigkeit. Auch in der jenseitigen Welt braucht man beides. Und diese Geister, die solchen Reichtum auf sich tragen, ja, sie stehen da als erhabene Wesen Gottes. Und wenn sie auch nicht selbst einen himmlischen Palast ihr Eigen nennen, so vermögen sie doch in den wunderbarsten Palästen zu wohnen.

Ihr sollt euch unter diesem geistigen Reichtum einer Seele nicht unbedingt ein eigenes, wunderschönes Haus vorstellen. Anders ist es im Geisterreiche als bei den Menschen. Man kann in Harmonie und Freude zusammen leben. Man teilt seinen Platz mit anderen; denn man ist in höchster Liebe miteinander verbunden und würde es vermissen, wenn nicht noch einer da wäre. Man will mit ihm glücklich sein und ihm sagen: „Was hier ist und mein sein soll, soll dir gehören.“

Und wie höhere Erkenntnisse ein Geist schon hat, wird er sagen: „Was mein ist, gehört dem Herrn“. So kommt man auf einen Nenner. „Was mir gehört, gehört dem Herrn. Und ich, als Wesen Gottes, gehöre ihm, bin aus ihm und von ihm eingeschlossen in ihm.“

Und man erkennt dann, dass auch die Güte einen großen Reichtum darstellen kann, weil die Güte, die in Gott selbst ist, vollkommener und großer Reichtum ist, der von der Menschheit nicht geschätzt werden kann. Aber wer von der Güte Gottes auch nur den kleinsten Funken in sich trägt, hat einen bedeutenden Reichtum für sich. Geistiger Reichtum ist auch die Harmonie. Durch diese Güte wird sie ausgetragen, überall.

So steht es auch mit allen Tugenden, ob ich die Liebe nenne, ob ich die Friedfertigkeit, die Treue, die Geduld nenne, oder wie sie alle heißen. Wenn es in Gottes Vollkommenheit vereint ist, ist es gewaltiger Reichtum. Und wie bei euch Menschen euer liebes Geld nicht brach liegen darf, so wird auch der geistige Reichtum nicht brach liegen. Denn diese Güte, diese Liebe, dieses Verständnis, diese Treue, diese Barmherzigkeit, sie müssen ausgebreitet und hinausgetragen werden. Sie müssen in einen Schwung kommen. Sie bedeuten Arbeit, Entfaltung auf dem Wege zur Vollkommenheit.

Auch dieser Geist wurde solcherart über den geistigen Reichtum aufgeklärt, den Menschen oft schnöde verachten, ja verwerfen. Könnten sie vielleicht zehn Jahre in die Zukunft sehen, was dann mit ihnen geschieht —, wie mancher, der noch diesen geistigen Reichtum ablehnt, ist nach zehn Jahren in der anderen Welt (AS: wahrscheinlich nun anderer Meinung)—, dann wird ihm (AS: nämlich) erklärt, was wahrer Reichtum ist und welche Bedeutung den Worten Christi zukommt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“

(J, 9.4.1960 – GW 1960/16, S. 124 – 126.)