J: Liebe Geschwister, der gläubige Christ glaubt, dass Christus der Menschheit die Erlösung gebracht hat. Die christliche Lehre war, wie sie einst – zur Zeit Christi – verkündet wurde, eine ganz einfache, reine Lehre. Wie das Wasser an der Quelle rein ist und erst dadurch verunreinigt wird, dass anderes in es einfließt, so ist es auch mit der Lehre Christi. In ihrem Ursprung war die Lehre Christi rein; erst als man anfing, anderes in sie einfließen zu lassen, wurde die Lehre verunreinigt.
Es liegt in meiner Aufgabe, zu versuchen, diese Lehre wieder so darzustellen, wie sie einst gegeben wurde. Ich kann dabei nicht umhin, einige Anmerkungen einzuflechten. So die Frage: Warum hat man denn Zusätze in die Lehre Christi einfließen lassen und sie dann in dieser Form weiterverbreitet, Zusätze, von denen zur Zeit Christi nie die Rede war? Manches wurde verändert, manches – und damit meine ich auch die Dogmen – wurde hinzugefügt, was überhaupt nicht der Rede wert gewesen wäre. Dagegen hat man wichtige Dinge, die in der ursprünglichen Lehre enthalten waren, weggelassen. Daher ist die christliche Lehre, wie sie heute verkündet wird, nicht mehr dieselbe Lehre, wie sie einst verkündet wurde.
So viel sprach Christus von Liebe, Güte und Barmherzigkeit. Auch aus diesem Grund war seine Lehre einfach. Sie sollte von allen Menschen verstanden werden können. Die Lehre Christi ist so beschaffen, dass es auch dem einfachen Menschen möglich ist, sie aufzufassen und nach ihr zu leben. Sie erschließt sich auch solchen Menschen, die eben nur ein einfaches Denken haben. Christi Lehre ist keine komplizierte Lehre.
Überlegt doch: Christus hat Jünger um sich geschart, die ungebildet waren. Ihnen verkündete er das Wort Gottes. Sie unterrichtete er über die göttlichen Gesetze. Wohl sprach Christus so manche Worte, die nicht verstanden wurden, aber den Jüngern gab er fast immer nähere Erläuterungen dazu. Sie konnten ihn fragen, wenn sie ihn nicht verstanden hatten. Zudem wies er sie darauf hin: „Ich werde den Geist der Wahrheit senden, und der wird dann die Menschheit unterrichten.“ (Vgl. Johannes 16, 13.)
Ich erwähnte, dass von der wahren christlichen Lehre manches weggelassen und dass manches hinzugefügt worden ist. Dadurch besitzen die Menschen von heute nicht mehr die reine Lehre. Sie werden vielmehr irregeführt. So kommt es, dass der eine oder andere stutzig wird und sich das, was heute verkündet wird, näher ansieht. Vieles bleibt ihm unverständlich, er kann es so nicht annehmen – und dies mit Recht. Warum aber sollte es heute nicht mehr möglich sein, die Wahrheit zu verkünden? Man sollte sich die Zeit nehmen und den Worten nachsinnen, die Christus gesprochen hat. Wohl hat er vieles sinnbildlich dargelegt, aber es gibt für diese Worte gleichwohl eine Erklärung.
Christus wusste wohl, dass die Menschen jener Zeit im Allgemeinen nicht geschult waren, sondern [337 Seitenwechsel 338] dass es nur eine verhältnismäßig kleine Schicht von Menschen gab, die Schulen besuchen konnten. Doch jene schlichten, ungebildeten Menschen vertrauten vielfach Christus und glaubten an ihn. Dem heutigen Menschen hingegen muss die christliche Lehre schon anders nahegebracht werden – nämlich in ihrer Wahrheit. So wie das Wasser an der Quelle rein ist, war auch die christliche Lehre zur Zeit Jesu rein. Also muss man auf diese Zeit zurückgreifen.
(J, 20.10.1979 – GW 1979/25, S. 337/8.)