J: Der Kampf, den Christus auf dieser Welt, auf dieser Erde ausgefochten hat, war ein geistiger Kampf gewesen. Leider weiß die Menschheit davon so wenig, und sie kümmert sich auch nicht darum, den gesamten Hergang zu erfahren.
Ihr wisst: alles, was geworden ist, ist durch Christus geworden. Durch Ihn wurde auch diese Erde so gestaltet, dass menschliches Dasein auf sie verpflanzt werden konnte. Mit seiner Hilfe, unter seiner Führung hat seine heilige Geisterwelt alles aufgebaut. Gott hatte alles in seine Hände gelegt. Christus sollte schöpferisch tätig werden, Ihn erwählte Gott, und er ist der Gesalbte Gottes.
Ich möchte jetzt nicht von dem sprechen, was in diesem Zusammenhang eigentlich in Erinnerung gerufen werden müsste: vom Abfall der Geister. Darüber wisst ihr Bescheid. Ich möchte aber von dem Kampfe sprechen, den Christus mit jenen Geistgeschwistern zu führen hatte, die einst seine Herrlichkeit geteilt hatten, dann aber aus den Himmeln gestürzt wurden. Dieser Sturz war ja die Ursache, warum eine solche Welt, nämlich die Erde, geschaffen werden musste, um so die Heimkehr der Gestürzten zu ermöglichen. Mit Recht heißt es in der Bibel (Johannes l,10-11): “Er kam zu den Seinen, aber die Seinen erkannten ihn nicht. Sie nahmen ihn nicht auf.” In Wahrheit kam Christus aus dem Reiche Gottes, um die Seinen wieder an sich zu ziehen und heimzuführen. Aber diese erkannten ihn nicht, und sie wollten nichts von ihm wissen.
Lange Zeit – ich kann sie nach euren Begriffen nicht in Jahren angeben – hatte es gebraucht, bis Christus diesen Weg der Rückkehr geschaffen hatte. Doch schon gleich zu Beginn, als die Menschheit sich auf dieser Erde ausbreitete, hatte sich der Widersacher ihrer bemächtigt und Bosheit und Falschheit in der Welt verbreitet. (AS: Der Widersacher, der den Abfall angezettelt hatte, wollte die Rückkehr der Menschen verhindern und wollte sie vom Gehorsam gegen Gott und Christus abhalten. Das fing schon bei den ersten Menschen an. Die Bibel berichtet z.B. vom Mord Kains an seinem Bruder Abel.) Die Menschen waren Geschöpfe, über die er sein Herrscherrecht ausüben konnte (AS: weil sie im gefolgt waren und sich ihm unterstellt hatten). Sie wollte er [in seinem Sinne] beeinflussen, und er tat es auch. Dabei sollten die Menschen doch in dieser neuen, für sie geschaffenen Welt die Möglichkeit erlangen, über die Stufe des Erdenreiches, der Einverleibung als Menschen, wieder in die himmlische Welt heimzukehren. Luzifer aber pochte auf seine Rechte, und er übte sie aus. Nach seinen Gesetzen lebten die Menschen damals – es galt Auge um Auge, Zahn um Zahn …
Und nun kam Christus, der Gesalbte Gottes, und verkündete: “Ich bin das Reich Gottes. Das Reich Gottes kommt zu euch.” Das vermochten jene Menschen nicht zu verstehen, so wie es auch heute noch viele gibt, die dies nicht begreifen und verstehen können. Das Reich Gottes war in Christus zu den Menschen gekommen, weil er ja der König des göttlichen Reiches war. Er wollte ihnen sagen: “Ich bin da, ich habe doch alles geschaffen, denn einst gehörtet ihr mir. Ich will euch dem Andern wieder abringen, ich will euch zurückhaben. Denn ihr gehört in Mein Reich. Ich bin das Reich Gottes, und diesem sollt ihr euch anschließen.”
Christus kämpfte auf Erden also einen Kampf, indem er seine geistige Herkunft zum Ausdruck brachte. Die Menschen aber sprachen ihm dieses Recht ab, obwohl er durch seine Taten Zeugnis davon gab, dass er wirklich der Sohn Gottes war. Er sprach auch davon, dass schon Vorläufer zu den Menschen gekommen waren (AS: Propheten) und sie darauf hingewiesen hatten, ein Erlöser werde kommen und sie alle befreien und zum Vater heimführen, zurück in das Reich des Friedens.
Über Millionen von Jahren hin war diese Kunde auch verbreitet worden in den höllischen Sphären und in den Stufen des Aufstiegs der Welt der Finsternis, wo die geistigen Wesen darauf warteten, in ein besseres Reich hinübertreten und zum Vater heimkehren zu dürfen. Sie wurden von Geistern Gottes getröstet, denn dieses Recht behielten sie sich vor. Immer wieder kehrten sie in den höllischen Bereichen und in deren Aufstiegsstufen ein, um die Unglücklichen [109 Seitenwechsel 110] zu trösten und ihnen das Kommen des Erlösers zu verheißen. Er werde kommen und für alle den Weg freimachen zur Heimkehr ins himmlische Reich.
Von Stufe zu Stufe verbreitete sich diese von den Heiligen des Himmels gebrachte Kunde. Die einen hofften und bangten in Sehnsucht danach, dass es doch bald geschehen möge, andere glaubten der frohen Kunde nicht, weil sie zu lange schon in Unseligkeit und Bedrängnis ausharren mussten. Für viele aber war die Aufmunterung durch die Heiligen des Himmels etwas Beglückendes und Tröstliches. Sie sehnten sich der Stunde entgegen, da die Befreiung kommen sollte. Als es soweit war, vernahmen sie auch, dass der Erlöser in die Erdenwelt eingetreten war. Sie hörten davon, dass das Reich Gottes nahegekommen war und Christus diesen geistigen Kampf aufgenommen hatte.
Christus sprach zu den Menschen vom Reiche Gottes, weil er sie in das andere, in sein Lager herüberziehen wollte. “Ich bin der gute Hirte. Ich werde euch zurückführen zum Vater.” (Johannes 10,11.) Im Ganzen freilich war Christus mit diesen seinen Erklärungen zurückhaltend; das geht auch aus den heiligen Schriften hervor. [Vgl. Johannes 10,19-21.] Die Menschen waren doch damals noch nicht geschult, und es fehlte ihnen das Verständnis, um die ganze Wahrheit aufnehmen zu können. Doch besaßen die Menschen jener Zeit wenigstens einen Glauben, auch wenn ihr Sinn und Gemüt noch sehr einfach waren und sich ihre Bildung nicht mit der der Menschen von heute vergleichen lässt. (AS: Heute könnte das Verständnis der Menschen also weitergehend sein – woraus sich eine Verpflichtung ergibt, sich erneut und vermehrt mit diesen Fragen und dem Erlösungswerk Christi auseinanderzusetzen.)
(J, 8.5.1975 – GW 1981/9, S. 109/110.)