(AS: Vom Rückführungs- bzw. Heilsplan und von Gottes Gerechtigkeit, Gnade, Barmherzigkeit und Liebe – sie schließen sich keineswegs gegenseitig aus.)

 

J: …Zu der Zeit, als Christus auf Erden lebte, sein Erlösungsauftrag also noch nicht erfüllt war, war der Himmel (für die abscheidenden Menschenseelen) noch geschlossen. Nur die Hölle stand ihnen offen. Erst nachdem Christus zum Vater zurückgekehrt war, ist seine Verheißung in Erfüllung gegangen: „Da, wo ich hingehe, sollt auch ihr hinkommen.“ (Vgl. Johannes 14,2-3.) Er hat den Weg der Heimkehr geebnet.

 

Ihr wisst darüber Bescheid, dass es Geistwesen gibt, die sich beim Menschen bemerkbar machen und ihm Schaden zufügen können. Es können dies Wesen sein, die von unten herkommen, aber das muss nicht immer der Fall sein, sondern dies kann auch andere Gründe haben. Denn die von unten heraufdringenden Geistwesen werden alle von der Geisterwelt Gottes genau kontrolliert. Sie hat Übersicht über alles, denn es besteht ja eine (Luzifer von Christus auferlegte) Gesetzgebung, die festlegt, was sich diese niederen Wesen beim Menschen herausnehmen dürfen (AS: bzw. wo ihre Grenzen sind, die sie unbedingt einhalten müssen).

 

Es gibt jedoch auch Wesenheiten, die beim Menschen als Störenfriede in Erscheinung treten, mit denen dieser in einem früheren Erdenleben zusammen gewesen ist. Das ist oftmals der Fall. Jetzt wird der Betreffende von einem solchen Geistwesen heimgesucht, und das kann sehr lästig sein. Glücklicherweise gibt es nicht nur Vergeltung übende Geistwesen, sondern auch helfende Geister, sei es aus der eigenen menschlichen Verwandtschaft, sei es aus der geistigen Verwandtschaft, die sich um das Fortkommen und Aufsteigen eines ihrer Lieben auf dieser Welt mühen.

 

Ich greife als Beispiel den Fall heraus, dass ein Sohn den eigenen Vater umgebracht hat. Was glaubt ihr, wie die Geisterwelt Gottes über einen solchen nach dem Gesetz richtet? Kehrt ein Wesen in die Jenseitswelt zurück, das sich als Mensch in dieser schwersten Weise belastet hatte, wird es gefragt: „Tut dir leid, was du getan hast?“ Ist dieses Wesen noch von Hass erfüllt, wird es antworten: „Nein, es tut mir nicht leid.“ Dementsprechend wird sein Aufenthalt und seine Strafe ausfallen. Auch der andere, jener, der umgebracht wurde, wird gefragt: „Bist du bereit, zu vergeben?“ Nun kommt es darauf an, ob er bereit ist, dies zu bejahen, oder ob er erwidert: „Nein, ich kann ihm nicht vergeben.“ Auch er wird dementsprechend für die Zukunft gezeichnet werden – für die Zukunft! … (Anmerkung AS: …in einem neuen Leben als Mensch auf dieser Erde.)

 

In keinem Falle ist es gleich wie bei einem andern. Immer unterscheidet die Geisterwelt Gottes genauestens den einen Fall vom andern. Bei ihrem Urteil kommt es stets auf die Gesinnung des Betreffenden an. So kann dem einen oder anderen vielleicht etwas entgegenkommend, etwas verzeihend begegnet werden, kann ihm etwas Barmherzigkeit geschenkt werden.

 

Es kann aber auch vorkommen, dass die Geisterwelt Gottes einen hart bestraft, nämlich den, der keine Einsicht zeigt. Die beiden Betroffenen werden in der Geisteswelt zunächst einmal einander gegenübergestellt. Womöglich müssen sie sogar in allernächster Nähe miteinander leben. Es kann aber auch sein, dass der eine weit weg vom andern verbannt wird. Vielleicht wird der eine, der sich belastet hatte, früher in ein neues menschliches Dasein entsandt, während der andere in der Jenseitswelt zurückbleibt. Dieser hat, innerlich noch immer voller Hass, die Möglichkeit, außerhalb der Ordnung Gottes zu leben und jenen, der ihm im Erdenleben einst Schaden zugefügt hat, nun seinerseits (Anm. AS: als Geist) zu schädigen suchen.

 

Solches kann zugelassen werden, je nach dem Einzelfall. Es kann aber auch anders sein. Vielleicht sind in der Geisteswelt beide einsichtig geworden und haben einander vergeben. Dann versucht man, sie auch in der Geisteswelt zusammenzuführen. Gemeinsam sollen sie leben und eine Arbeit verrichten. Dadurch sollen sie erweisen, dass sie tatsächlich einander wohlgesonnen sind und vergeben haben.

 

Es kann aber auch vorkommen, dass der eine Teil zu vergeben bereit ist, der andere jedoch nicht. Einen solchen Fall weiß die Gotteswelt wunderbar zu fügen, indem sie die beiden bei ihrem nächsten Erdenleben in eine und dieselbe Familie hineingeboren werden lässt. Etwa so, dass in dem Beispiel, das ich erwähnt habe, der Sohn jetzt zum Vater wird und so die Möglichkeit erhält, in dieser Familie wiedergutzumachen. Auf diese Weise können zwei Wesen, die sich einst gegenseitig auf das Schwerste belastet hatten und von denen das eine bereit gewesen ist zu vergeben, [33 Seitenwechsel 34] zusammengeführt und wechselseitig voneinander abhängig gemacht werden. Die Geisterwelt vermag es so zu fügen, dass aus dem Hass, in dem die beiden früher einander gegenüberstanden, liebende Zugehörigkeit wird.

 

Es kann dann ferner so gefügt werden, dass der eine Teil frühzeitig aus dem Erdendasein abberufen wird, was dem anderen Leid und großen Kummer bereitet. Die innere Sehnsucht nach dem abgeschiedenen Lieben verbindet sie in die andere Welt hinüber. Dort begegnet man sich dann wieder, man kommt wieder zusammen – aber nun nicht mehr als Feinde. Vielmehr begrüßt man sich in großer Liebe und freut sich, einander wieder zu sehen. In der Ordnung Gottes ist es wunderbar eingerichtet, dass die beiden, die sich nun in der Jenseitswelt begegnen, nicht sogleich erkennen können, welches Schicksal sie einst miteinander verbunden hat. Es kann so gelenkt werden, dass es auf lange Zeit hinaus zu keinem solchen Einblick kommt. Doch wenn es sich als sinnvoll erweist, kann man ihnen später offenbaren und vor Augen führen, auf welche Weise Gott es ermöglicht hat, dass sich zwei Wesen, die sich einst hassten, nun in Liebe zu verbinden vermochten.

 

So wundersam sind die Gesetze Gottes, so einzigartig ist Gottes Ordnung. Sie ist so exakt, so genau. Gott lässt nur Gerechtigkeit walten, aber zugleich ist er der Vater der Liebe, der nur Liebe spenden will. Darum sollten Menschen erfassen können, was unter Gottes Gerechtigkeit zu verstehen ist. Sie sollten erkennen, dass jedem Menschen Gerechtigkeit widerfährt, dass aber auch einem jeden Zurückkehrenden Barmherzigkeit zuteil wird. Sie sollten einsehen, dass es eine Liebe Gottes gibt, die sich in der Schöpfung bekundet, entfaltet, ausweitet. Denn die Menschen werden doch in ihrem Aufstieg wechselseitig voneinander abhängig gemacht. Sie werden vom Himmel her dahin gelenkt, den Weg zueinander in Liebe zu finden. Freilich mag es beim einen oder andern oft sehr lange gehen, bis er dahin kommt, dass es ihm ermöglicht wird, in die himmlische Herrlichkeit Einblick zu gewinnen.

 

(J, 6.1.1979 – GW 1979/3, S. 33 - 34.)