J: In dem von mir angeführten Gleichnis Jesu ist von drei Knechten die Rede. (AS: Siehe vorangegangenen Blogbeitrag.) Der erste Knecht, der zu den Weingärtnern kam, wurde von ihnen geschlagen und davongejagt. Christus meinte mit diesem Knecht Abraham. (AB: Abraham war nicht im eigentlichen Sinne ein Prophet, sondern ein von Christus entsandter Führer des Volkes Israel. Er konnte erst nach Christi Erlösungstat in die Gotteswelt heimkehren. Vgl. ‘Geistige Welt’ 1976, S. 390 und S. 392 f. sowie 1980, S. 58 f.) [144 Seitenwechsel 145]
Abraham hatte einst schwere Zeiten durchzustehen. Er zog von einem Ort zum andern. Er vermochte Menschen um sich zu scharen, die er “sein Volk” nannte und für die er kämpfte. Doch wurde er mit seinem Gottesglauben nicht von allen angenommen.
Auch müsst ihr euch vergegenwärtigen, dass damals, weil die Lebensbedingungen schwer waren, die Menschen auch nicht besonders feinfühlig gewesen sind. Ein Führer des Volkes (Israel) war nicht lediglich dafür da, zu verkünden, was Gott ihm geoffenbart hatte. Vielmehr musste er das Volk führen, ihm voranziehen… Ihnen (AS: den Juden) hatte Christus vorgeworfen: “Ihr beruft euch auf die Propheten, aber ihr tut nicht, was sie gesagt haben!” (Vgl. Johannes 8,39.)
…Vor allem aber waren die Menschen jener Zeit härter – sie waren nicht besonders feinfühlend. Damit will ich nicht sagen, dass etwa die Menschen von heute unbedingt feinfühlend wären… Doch war die Wesensart der Menschen jener frühen Zeit und waren ihre Gesetze eben rauer. Ihr Leben war hart, und sie hatten schwer um das tägliche Brot zu kämpfen. Manchmal hatten sie tagelang nichts zu essen. Dann beklagte sich das Volk, weil es nichts zu essen hatte, und die Propheten mussten ihm entsprechende Weisungen geben und es von Ort zu Ort führen, damit es überleben konnte. Gott hatte “sein Volk”, wie es dazumal hieß, nicht im Stich gelassen, sondern durch Propheten führen lassen. Trotzdem wurden die Propheten oft genug geschlagen und vertrieben. Dies widerfuhr ihnen in “Gottes Weinberg”, wie die Erde in Jesu Gleichnis heißt. So ging man mit Abraham und den Propheten um.
Christus lag besonders am Herzen, von jenen Wesenheiten zu reden, mit denen er einstmals in enger Verbindung stand. Er kannte die Propheten wohl – hatte er sie doch selbst ausgewählt, als er noch im Himmelreich weilte. Christus hatte ihnen Auftrag erteilt, zu den Menschen zu gehen und ihnen den Glauben an Gott zu bringen (AS: denn damals weilte er noch im Himmel und bereitete alles für die Erlösung vor, selbstverständlich im Einvernehmen mit dem Vater). Diese Propheten waren ja alle Vorläufer für das große Erlösungswerk, das Christus zu vollbringen hatte. Darum sprach er eben im Besonderen von jenen, mit denen er sich auch persönlich verbunden fühlte.
Der zweite Knecht war Elias. Auch ihn hatten sie geschlagen und davongejagt. Auch er musste fliehen. Doch er wurde in den Himmel aufgenommen, denn er war ein Prophet (und am Abfall nicht beteiligt gewesen). Elias war ein Vorläufer Christi. Aber wie übel haben die Menschen ihm mitgespielt!
Der dritte Knecht im Gleichnis war Johannes der Täufer, der wiedergeborene Elias. Elias bzw. Johannes war im Himmelreich mit Christus besonders eng verbunden gewesen. Christus hatte ihn ausgewählt, wie er auch seine Jünger auswählte, zu denen er deshalb sagte: “Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.” (Johannes 15,16.) Christus hatte also Johannes den Täufer als wiedergeborenen Elias ins menschliche Dasein entsandt. Als Geist hatte er zu ihm, wie erwähnt, eine besondere Verbundenheit; denn gemeinsam mit anderen hohen Geistern und Fürsten des Himmels hatte er eng mit Christus zusammengearbeitet.
…So hatte man auch diesen dritten Knecht geschlagen, verwundet – in Wirklichkeit getötet. Geschlagen und getötet. Das sind die drei Knechte, von denen Christus in seinem Gleichnis sprach. Sie standen in Hinsicht auf den allgemeinen Heils- und Erlösungsplan mit ihm in engster Verbindung. Hatte man doch in der Geisteswelt den Aufstieg der Gefallenen besprochen, den die Gnade Gottes möglich gemacht hat.
(J, 15.5.1980 – GW 1980/11, S. 144 – 145.)