J: Meine lieben Geschwister, Christus lehrte auf Straßen und Plätzen, und mit der Zeit scharte sich viel Volk um ihn. Er kündete vom Vater im Himmel und davon, dass er König und Gottes Sohn sei. Die ihm zuhörten, verwunderten sich darüber. Auch jene, die ihm regelmäßig folgten, glaubten ihm anfänglich nicht. Als er aber anfing, Kranke zu heilen, indem er ihnen die Hände auflegte, konnten die ihn begleitenden und umstehenden Menschen etwas von seiner göttlichen Herkunft merken. Wirkte Christus doch auf den Menschen in unsichtbarer Weise Wunder.
Daher war man interessiert, diesem Wundertäter zu folgen. Damals wurde ja nicht so viel gearbeitet wie heute. In der heißen Jahreszeit ging man frühmorgens fort. Gegen Mittag zog man sich in die Behausungen oder vielleicht auch in einen Garten zurück. Erst abends machte man sich wieder auf, um auf die Straße oder da und dort auf einen Platz zu gehen, wo das Wort Gottes verkündet wurde. Menschen warteten jeweils schon draußen auf das Kommen des Heilandes, und sie brachten auch ihre Kranken dorthin, denn sein Wirken hatte sich schnell herumgesprochen.
… Da jene Zeit nicht so schnelllebig war wie die heutige, scharte man sich gerne voller Neugier um ihn und staunte, wenn er da und dort einen Kranken heilte. Zugleich vernahm man aber auch das von ihm verkündete Wort Gottes.
Unter denen, die ihm folgten, hat Jesus auch seine Jünger ausgewählt. Aber auch sie mussten zwischendurch dem Broterwerb nachgehen. In bescheidenem Umfang wurde Handel getrieben, wurden Fische gefangen. Man lebte damals ja nicht im Wohlstand… Dem Menschen von heute fällt es manchmal schwer, sich in ein so armseliges Dasein einzufühlen. Andererseits hatten jene Menschen jedoch viel freie Zeit.
Die Menschen, die Jesus nachfolgten und von ihm das Wort Gottes vernahmen, fingen an, Vertrauen in ihn zu setzen. Keine Freude an ihm hatten aber die Schriftgelehrten und Pharisäer. Sie passten scharf auf, ob er nicht auf eine Weise gegen das Gesetz verstieße, und sie haben ihn mehrfach deswegen zur Rede gestellt. Diesen Pharisäern und Schriftgelehrten war es – das könnt ihr euch vorstellen – gar nicht genehm, dass da einer kam und nicht nur von Gott redete, sondern sogar noch behauptete, er [230 Seitenwechsel 231] sei Gottes Sohn und ein König. Das war, so schien ihnen, Ursache genug, um gegen ihn vorzugehen. Sie nahmen dabei an, er rede von einem irdischen Königreich. Aber sie kannten ihn doch als Sohn eines Zimmermannes, sie kannten auch Jesu Geschwister, und an denen war doch gar nichts Besonderes. So waren sie davon befremdet, dass dieser Zimmermannssohn nicht nur besondere Taten zu vollbringen vermochte, sondern überdies behauptete, er sei Gottes Sohn. Ja, meine lieben Geschwister, das rief unter jenen Menschen teilweise lebhafte Entrüstung wach, während andere anfingen, Vertrauen zu Jesus zu fassen und ihm zu glauben – solange er wirkte.
(AS: Geistlehrer Josef zieht hier eine direkte Parallele zur aktuellen Situation, in der er redete:) Ich möchte jetzt einen Vergleich ziehen, denn ihr fragt euch, worauf ich mit meinen Darlegungen eigentlich hinaus möchte? Seht, liebe Geschwister: ihr kommt hierher und hört ebenfalls Gottes Wort. Ihr, die ihr mit der Geistlehre vertraut seid und auch mit mir und meinen Geistgeschwistern, die zu euch reden – ihr habt Glauben und Vertrauen. Ihr hört zu, ja, ihr kommt sogar von weit her, um hier zuzuhören.
Auch damals machten sich Menschen auf. Jesus lehrte und predigte auf den Plätzen und Straßen von Jerusalem und Umgebung. Die Leute kamen und suchten Jesus auf, den sie Meister nannten, um ihm zuzuhören und damit er ihre Kranken heile. Sie wollten mehr von Gott hören. Was er zu sagen hatte, war für sie fesselnd, denn er lehrte so ganz anders als die Schriftgelehrten und Pharisäer. (AS: Wie das, was die Geistlehrer bringen so ganz anders ist als das, was in den Kirchen gelehrt wird!) Gemeinsam konnten sie seinen Worten lauschen und die Kunde von Gott vernehmen. Oft blieben sie tagelang in seiner Nähe, obwohl sie kaum etwas zu essen hatten.
(AS: Parallele:) Wenn ihr, liebe Geschwister, hierherkommt, möchtet auch ihr etwas hören, was euch innerlich, geistig erbaut, was eure Seele erfüllt und erquickt. Ihr gebt euch nicht mehr mit dem zufrieden, was in der Kirche üblicherweise verkündet wird. Denn dies entspricht vielfach nicht mehr der Wahrheit.
Christus hat seine Kirche errichtet. Sie steht unter der Herrschaft des Vaters. Er hat den Menschen seine Lehre gebracht, aber Menschen haben aus ihr gemacht, was sie für gut befanden. Sie versuchten, aus Christi Lehre Gewinn zu ziehen. So wurde mit der Zeit der Christenheit eine Lehre verkündet, die nicht mehr gottgefällig ist. Sie vermag den Menschen nicht mehr zu fesseln, weil sie seine Seele nicht erlaben kann. Nach Worten, die man nicht mehr versteht, hat der Mensch keine Sehnsucht. Er kann sie nicht verstehen, weil sie nicht wiedergeben, was Christus gemeint hat. So stehen viele Menschen dieser Lehre fremd gegenüber und wollen nichts mehr von ihr wissen.
Denn die christliche Kirche hat zu viel von der Wahrheit unterschlagen. (AS: Beispielsweise die Existenz und differenzierte Beschaffenheit einer geistigen Welt, aus der wir kommen und wohin wir wieder zurückkehren – wie Christus auch; beispielsweise auch der direkte Zusammenhang von Abfall und Erlösung; beispielsweise die Tatsache wiederholter Erdenleben von uns Menschen als Wiedergutmachung, Bewährung und Rückkehr in die Ordnung Gottes usw. usw.)Darum fehlt ihrer Lehre die innere Kraft. Die Zuhörer können von ihr nicht mehr gestärkt und innerlich gelabt werden. Denn die Seele des Menschen will erquickt und gestärkt werden. Nicht nur der äußere Mensch will zuhören, um nachher sagen zu können: „Das war eine schöne Predigt.“ Wenn seine Seele davon nicht angesprochen wird, was hat dann eine Predigt aus schönen Worten für einen Sinn? Die Seele muss erfasst werden!
Wenn wir nun, liebe Geschwister, diese Gemeinschaft betrachten, und wenn ihr selber euer Wirken betrachtet, so zeigt es sich, wie schwer es fällt, diese geistige Lehre den Menschen verständlich zu machen. Sie wollen sie nicht glauben; sie können sie nicht fassen. Auch damals, zu der Zeit, da Christus als Mensch lebte, wollten auch nicht alle von ihm hören. Das Wort Gottes war leibhaft unter ihnen – doch sie glaubten ihm nicht.
Auch heute kann diese Wahrheit nur jenen Menschen nahegebracht werden, die innerlich suchen. Jene Menschen werden Geistchristen, die in der Wahrheit leben und ihre Seele erquicken möchten. Sie suchen in der Geistlehre Kraft für ihr Erdenleben, Antwort auf die Sorgen und Probleme ihres Alltags. Sie wollen die Schöpfung Gottes besser kennen und verstehen lernen. Wunderbar ist dieser Glaube, ist diese Lehre für den, der glauben und sie sich zu eigen machen kann.
(J, 27.3.1971 – GW 1979/17, S. 230/1.)
(AS: Das kam übrigens öfter vor, dass die geistigen Lehrer Josef und Lene direkte Parallelen zogen von der Zeit Christi auf ihre aktuelle Situation und ihre Zuhörerschaft. Sie ließen auch keine Zweifel daran, dass sie zu den von Christus verheißenen ‚Geistern der Wahrheit‘ gehörten!)