(AS: Es kann nicht genug darauf hingewiesen werden, dass es außer der irdischen, für uns Menschen sichtbaren und greifbaren Welt eine viel bedeutungsvollere unsichtbare, geistige Welt gibt, die die eigentlich ursprüngliche Welt ist; ihr entstammen wir alle und zu ihr kehren wir am Ende unserer Erdentage auch wieder zurück.)

J: Christus sagte einmal: „Sehende können blind werden, und Blinde sehend.“ – Allein, wie so oft, werden auch diese Worte nicht sinngemäß verstanden, man glaubt, alles aus der Sicht der materiellen Welt verstehen zu müssen. Dabei sprach doch Christus immer von seiner, der göttlichen Welt. Wenn er sagte: „Ich bin das Licht der Welt“ oder „Ich bin das Brot des Lebens“, war es doch auch geistig gemeint. Und wenn er sagte: „Sehende werden blind und Blinde sehend“, so hatte er in seiner geistigen Vorschau auf jenes kommende Ereignis hingewiesen, da er nach seinem Opfertod (AS: „…niedergefahren in das Reich des Todes und am dritten Tage wieder auferstanden…“ – aus dem Glaubensbekenntnis der Christen) als Sieger aus dem Kampfe mit Luzifer hervorging, als er in der Hölle das letzte Gericht gehalten und die neue Gesetzgebung Gottes Luzifer übergeben hatte, die für alle Zukunft gelten sollte.

So bestand ja dazumal für die an die Hölle gebundenen Geister die Möglichkeit, mit Christus, dem Sieger über Luzifer, die Hölle zu verlassen. Luzifer musste ihm dies als seinem Besieger zugestehen. Es war wohl eine große Schar dieser Geister, die sich Christus angeschlossen hatten, aber dabei sind es deren noch viel zu viele, die Luzifer treu ergeben geblieben sind. Dies, obwohl sie den Besieger Luzifers gesehen hatten. Sie sind es, die sehend waren und blind geworden sind, die Christus mit seinen Worten meinte: „Sehende werden blind…“

Und jene anderen, die auch unter der Macht Luzifers hoffnungslos dahinlebten, sie waren geistig blind, ohne Zuversicht und Glauben an eine Rettung. Doch sie hatten den Sieger gesehen – und sie wurden geistig sehend. Denn jetzt hofften sie und waren voller Zuversicht, und sie wollten mit Christus entfliehen aus der Herrschaft dieses Luzifers. So wurden sie, die geistig blind waren, zu geistig Sehenden. Voller Zuversicht, Jubel und Freude entledigten sie sich der Fesseln Luzifers und, von seinem Zwang befreit, schlossen sie sich dem Sieger Christus an. So sind diese Worte Christi zu verstehen. Sie betreffen den geistigen Anhang Luzifers, die einstmals (infolge Ungehorsams) aus den Himmeln gestürzten Mitläufer Luzifers. –

(AS: Luzifers Anhang besteht aus ehemaligen Engeln, von Luzifer einst verführt zu Untreue gegen Christus – Sohn Gottes und von Gott eingesetzter König im Himmel. Christus bemühte sich während seines Erdenlebens, die Menschen, denen er begegnete, davon zu überzeugen, dass er der lang erwartete, von Gott gesandte Messias sei. Bei den Pharisäern traf er auf totale Ablehnung und bezeichnete sie deshalb, wie die Bibel berichtet, als geistig blind, s. Joh. 9, 39; Mat. 15, 14 – 20; Mat. 23, 24 – 26.

Uns Menschen, die wir einst zu den erwähnten Ungetreuen gehören, stellt Christus bis heute – wie er es in seinem Erdenleben vielfach getan hat – jedem Einzelnen die Frage: ‚Glaubst du an mich?‘, und es gilt, sich zu entscheiden zwischen Heil und Unheil, zwischen ‚blind‘ und ‚sehend‘; denn einstmals – beim Abfall – waren wir Christus untreu geworden und hatten damit gegen das Gesetz Gottes verstoßen, nach dem er, Christus, alleiniger König und Herrscher im Reich Gottes sein sollte.

Vor der Erlösung durch Jesus Christus mussten alle Verstorbenen – gleich ob gut oder böse – in die Unterwelt zu den ‚Toten‘, wo sie weiterhin der Herrschaft Luzifers unterstanden und keine Erkenntnis hatten; denn ‚die Toten wissen nichts‘, heißt es in Prediger 9, 2-6 u. 10. Die geistig ‚Toten‘ sind nämlich die von Gott Getrennten. Sie haben keine höhere Erkenntnis – nur Gott und die ‚geistig Lebenden‘ kann man befragen! Auf diese Weise nämlich konnte z.B. der Prophet Jesaja – Jesaja war wie die anderen Propheten ein von Gott gesandter reiner Geist – seine Voraussagen zur Geburt Jesu machen; s. Jes. 9, 2 u. 6.).

Und wir Menschen, die wir lange, lange Zeiten zu den geistig Toten gehörten, müssen uns persönlich, jeder und jede Einzelne für sich, für Christus als König und Herrscher entscheiden und zu ihm bekennen! Dann erst gehören wir zu den wirklich von Christus Erlösten.)

(J, 2.9.1978 – GW 1978/20, S. 271.)