Erlösung durch Letztes Gericht

 

(Anm. AS: Die Christen sollen glauben, Christus habe die Menschen vor 2000 Jahren erlöst; aber an einem ‚Jüngsten Tag‘ in ferner Zukunft würden sie erst erweckt und auferstehen, d.h. aus ihren Gräbern hervorkommen, und zwar mit ihren irdischen Leibern, die doch inzwischen zu Staub bzw. zu Asche geworden sind. Wie passt das zusammen? Ist da etwas missverstanden und missdeutet worden?)

 

J: …Menschen von heute vertreten noch immer eine solche Auffassung, obwohl sie doch imstande sind, exakter als früher zu denken!

 

Wenn man davon spricht, am Jüngsten Tag würden sie aus den Gräbern hervorkommen, muss man sich doch auch die Frage vorlegen: Wann bricht denn dieser Jüngste Tag an? Sind dann diese Gräber vielleicht überhaupt nicht mehr vorhanden? So vieles hat sich bis dahin verändert. Nach Hunderten oder Tausenden von Jahren bestehen diese Gräber doch gar nicht mehr. Wie kann man bloß an solche Behauptungen glauben? Wie kann man nur in dieser Weise von einem Jüngsten Tag reden?

 

Meine Aufgabe ist es (AS: sagt der hier sprechende geistige Lehrer), zu versuchen, dem gläubigen Menschen solche Unklarheiten aufzuhellen. Das, was ich zu erläutern versuche, zu glauben, fällt freilich dem heutigen Menschen wahrhaftig nicht leicht, weil er durch so viele Belehrungen und Erklärungen voreingenommen ist, die ihm seit seiner Kindheit zuteilgeworden sind, und weil er seine eingefleischte Meinung hat, von der er sich nicht trennen will, um etwas anderes anzunehmen.

 

Dabei ist die Wahrheit so klar und einfach. Allerdings kann man sie nur verstehen, wenn man auf die Ursprünge zurückgreift und versucht, die Weltordnung zu erfassen, die Christus geschaffen hat. Diese neue Weltordnung besteht darin, dass durch Christus die Menschheit von der großen Sünde (des Abfalls) erlöst worden ist – von der ‘Erbsünde’, wie man sie auch nennt –, indem er Luzifer bekämpft und besiegt hat.

 

Dass die Menschheit durch Christus erlöst worden ist, dies zu wissen, ist doch für die christliche Religion grundlegend wichtig. Aber was ist unter dieser Erlösung zu verstehen? Zu ihrer [113 Seitenwechsel 114] Erklärung muss ich immer erneut auf den Ursprung des ganzen Geschehens zurückkommen.

 

Die Erlösung ist verbunden mit dem Letzten Gericht. Wann aber hat dieses stattgefunden? …Als Christus den Menschen seine Belehrungen gab und dabei auch davon sprach, dass das Letzte Gericht kommen werde, hatte er seinen Auftrag ja noch nicht erfüllt. Bei allen seinen Worten muss man stets im Auge behalten, ob sie sich auf Dinge bezogen, die vor der Erfüllung seines Auftrages geschahen, oder ob sie auf das Bezug hatten, was danach geschehen würde. Christus sprach vom Letzten Gericht, das kommen werde – aber er selbst war dieses Letzte Gericht. Er selbst hat jenes Gericht gehalten, das das letzte Gericht innerhalb der Weltordnung und innerhalb der Geistesordnung sein sollte. Damals wurde (nachdem Luzifer von Christus besiegt worden war) eine Gesetzgebung in Kraft gesetzt, die für alle Zeiten maßgeblich und bestimmend sein sollte. Darüber muss man sich im Klaren sein.

 

Da Christus zu seinen Lebzeiten als Mensch von diesem Gericht gesprochen hat, also ehe er seinen Auftrag erfüllt hatte, kam die Meinung auf, dieses Letzte Gericht komme immer noch, und man erwartete es auf dieser Welt. Das ist auch etwas, was man in der christlichen Lehre klar sich vor Augen halten muss: ob sich ein von Christus gesprochenes Wort auf etwas bezog, das sich in dieser materiellen Welt erfüllen sollte, oder auf etwas, das die geistige Welt betraf. Christus hatte doch einen geistigen Auftrag. Als die Engel verkündeten, der Erlöser werde der Menschheit den Frieden bringen, meinten sie damit geistigen Frieden

 

Dieses Wissen könnte den Menschen niederdrücken, wenn er über die Zusammenhänge keine Klarheit besitzt. Darum ist es notwendig, dem Menschen diese Klarheit zu verschaffen und ihm die Zusammenhänge immer wieder deutlich zu machen, bis er endlich erfasst, was gemeint ist. Im Glaubensbekenntnis heißt es doch: „Niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den (AS: geistig) Toten.“ In eben jener Zeit hat Christus (über Luzifer) Gericht, gehalten – das Letzte Gericht fand damals statt.

 

…Christus blieb in seinem menschlichen Leben standhaft. (AS: …standhaft bis zum Äußersten – dem Tod am Kreuz; d.h. der Teufel gewann keine Macht über ihn.) Weil er seinen Anspruch aufrecht erhielt, Gottes Sohn zu sein, wurde er als Gotteslästerer verurteilt. Als er am Kreuz Sieger geblieben war, seinen irdischen Auftrag also erfüllt hatte, begann sein Kampf im Geistigen (gegen Luzifer) (AS: dem er dann das neue Gesetz, die neue Weltenordnung auferlegte).

 

(J, 3.3.1979 – GW 1979/9, S. 113/4.)