J: Liebe Geschwister, das Reich Gottes, so heißt es, sei inwendig. Aber nicht alle Gläubigen verstehen, was damit gemeint ist, das Reich Gottes sei inwendig. (Vgl. Lukas 17,21.) Mit diesem Wort hat Christus auf das geistige Leben hingewiesen, auf die Unsterblichkeit der Seele, darauf, dass in der Seele etwas west, das mit dem Ewigen verbunden bleibt, und dass deshalb die Seele ein inniges Verhältnis zum Göttlichen bezeigen soll.

Trotzdem können selbst viele gläubige Christen nicht verstehen, was mit dem Reich Gottes gemeint ist. Wohl stellen sie sich darunter ein religiöses, ein gerechtes Leben vor. Allein, unter diesem ‘Reich Gottes’ ist mehr zu verstehen als bloße Gläubigkeit. Zum Glauben gehört nämlich auch Erkenntnis. Ohne Erkenntnis gibt es keine wahre Frömmigkeit.

Ich möchte jetzt versuchen, euch durch einen Erlebnisbericht zu verdeutlichen, was unter dem Reich Gottes inwendig im Menschen zu verstehen ist. Ihr sollt daraus erkennen können, dass Andacht, Frömmigkeit und Erkenntnis zusammengehören. Denn wer vermeint, fromm zu sein, aber ohne Erkenntnis dahinlebt, legt seiner Seele gar manche Belastung auf. Wo aber eine Seele Belastungen aufweist, ist in ihr auch kein ‘Reich Gottes’ … (AS: Auf den konkreten Erlebnisbericht wird hier aus Platzgründen verzichtet; er ist am angegebenen Ort nachzulesen, s. unten.)

… Wo wahre Erkenntnis fehlt, kann auch dem Geistgläubigen nicht in der Weise geholfen werden, wie man es gerne möchte. Also muss sich der Mensch sagen: „Was von der Ordnung Gottes verworfen wird und nicht im Wohlgefallen Gottes liegt, schadet meiner Seele. Denn die Gesetze Gottes sind zugleich Gebote, und Gebote Gottes müssen gehalten werden.“

Durch solche Erkenntnis vermag der Mensch viel zu seinem geistigen Aufstieg beizutragen, eben weil er mit sich selbst kritischer ist und sich vor jeder Handlung fragt, ob er sich durch sie nicht etwa Schaden zufüge. Auch muss er sich darüber im Klaren sein, dass zum wahren menschlichen Leben Gewissenhaftigkeit gehört, dass man stets aus Gewissenhaftigkeit heraus zu handeln [290 Seitenwechsel 291] hat. Denn Leichtfertigkeit führt allzu leicht zu falschen Handlungen, die dann die Seele aufs schwerste belasten können. Es braucht also ersichtlich viel, bis man so viel geistige Erkenntnis errungen hat, dass man von sich sagen kann: „ich lebe ein höheres, ein Gott wohlgefälliges Leben…“

…Geistverbunden soll man aus der Ewigkeit heraus in ein neues Menschendasein treten, und geistverbunden soll man danach die irdische Welt wieder verlassen und in die Ewigkeit zurückkehren können. Das Band geistiger Zugehörigkeit soll nie zerreißen.

Das, liebe Geschwister, sind Ratschläge für euer Leben. Es ist gut, wenn ihr euch bemüht, höhere Erkenntnisse zu erringen, indem ihr all euren Handlungen gegenüber kritisch seid.

(J, 4.11.1972 – GW 1979/21, S. 287 u. 290/1.)