J: … Hochbetagt war sie, als sie ins geistige Reich abberufen worden war. Als Mensch war sie voller Liebe und Güte und hatte vielen anderen geholfen. Dennoch kam auch zu ihr das große Leid. Der einzige Sohn, der ihr geschenkt worden war, wurde ihr schon im Alter von vier Jahren wieder genommen. Aber trotz diesem Schmerz war ihr Leben ein gottgefälliges Leben.
Als sie im Jenseits erwachte, wurde sie von ihren lieben Heimgegangenen begrüßt, und darunter war auch ein herrlicher Geist, der sich ihr als ihr im Kindesalter verstorbene Sohn zu erkennen gab. (Die Mutter hatte ihn nicht mehr erkannt, weil sein Geistesleib im geistigen Reich herangewachsen war.) Nach der freudigen Begrüßung sagte der Sohn: “Du warst mir eine so gütige und liebe Mutter, so will ich dich führen, du sollst nun sehen, wo ich aufgewachsen bin.” (AS: Wer im Kindesalter verstirbt, dessen Geistleib hat genau die Größe und Reife wie der irdische Leib zu dieser Zeit und wächst genauso langsam heran wie auf der Erde. Er wird von liebevollen Engeln aufgenommen und darf in einem Kinderparadies mit anderen Kindern seiner Größe gemeinsam aufwachsen, wird liebevoll betreut, erzogen und sorgfältig geschult.)
Und so führte er seine (AS: ehemals irdische) Mutter in diesen Himmel hinein, wo er groß geworden war, wo er eine herrliche Zeit voller Freuden und Herrlichkeiten erlebt hatte inmitten von Engeln Gottes. Dann führte er sie weiter in all die Schulen, die er als Geistkind besucht hatte. Dazu erklärte er ihr auch viel von dem, was er hier erlernt hatte. Er erzählte ihr auch von einer Liebhaberei, der er sich nebst seinen Pflichten hingebe. Und er zeigte ihr wunderschöne Gemälde, darunter auch die Darstellung eines kostbaren Bechers. “Siehst du”, sprach der Sohn, “Dieser Becher hat sich geformt aus deinen geistigen Früchten. Es ist dein Becher, aus dem du göttliche Speise empfangen und den du besitzen darfst. Ich habe ihn gemalt. Hier siehst du ihn in seiner herrlichen Vollendung, wie ich ihn bildlich dargestellt habe. Nun aber wollen wir gemeinsam hingehen, und du sollst ihn empfangen.” (AS: In gehobenen Ebenen dürfen die geistigen Wesen in der Zeit, über die sie neben ihren Pflichten frei verfügen können, selbstgewählten Tätigkeiten nachkommen, zu denen sie von hohen himmlischen Meistern angeleitet werden. In diesem Fall ist es die Malerei.)
So gingen sie zusammen zu einem Engel Gottes und baten ihn um dieses Geschenk. Darauf nahten sich ihnen wunderschöne Boten Gottes und überbrachten der Mutterseele ihren herrlichen Becher, den sie nun für immer behalten darf im göttlichen Reiche. Und so erlebten Mutter und Sohn zusammen eine wunderschöne Zeit des Friedens, der Liebe und der Seligkeit, bis sie, jedes für sich und voneinander getrennt, ihrer weiteren Bestimmung zugeführt wurden.
Damit, liebe Freunde, will ich euch erklären, wie die geistigen Früchte der Menschen von ihren Schutzgeistern oder Lieben in das geistige Reich hineingetragen werden, wo sie dann umgewandelt werden und den in ihre geistige Heimat Heimkehrenden wieder in wunderbarer Weise unter großem Jubel feierlich überbracht werden.
Dies, liebe Freunde, soll einst auch bei euch so sein! Diese geistigen Geschenke sollen auch für euch aufgebaut und geformt werden, je nach euren Werken, je nach eurem Tun. Es ist doch unser großer Wunsch, dass ihr euch alle einmal wiederfinden werdet an den göttlichen Tafeln, wo ihr zusammen die geistigen Speisen genießen und in dieser Seligkeit leben könnt. Darum bitten wir für euch alle.
(J, 31.10.1980 – GW 1990/22, S. 301.)