Was in der christlichen Lehre verschwiegen wird
J: Ich versuche, euer Denken zu überblicken und euren Wünschen nachzukommen. Zuweilen gelingt es mir, dem einen oder anderen eine Erklärung zu geben, die ihm eine Antwort auf seine Probleme bedeutet. …Weist doch die christliche Lehre noch so viele Lücken auf und gibt dadurch zu Fragen Anlass, auf die man gerne Antwort hätte.
Eine dieser Fragen lautet: Was ist eigentlich mit Jesus geschehen in der Zeit zwischen seinem zwölften Lebensjahr und dem Beginn seiner Lehrtätigkeit? Während dieser Zeit hört man gar nichts von Jesus. Wie hat er denn damals gelebt? Was ist mit ihm vorgegangen?
Liebe Geschwister, ich kann euch sagen: Über jene Geschehnisse hat es einst wohl schriftliche Aufzeichnungen gegeben. Aber da man das darin Enthaltene teils nicht verstanden hat, teils aber auch nicht wahrhaben wollte, hat man vieles davon einfach vernichtet. Es gibt davon immer noch gewisse Beweisstücke – aber sie sind unzugänglich. Sie sind sozusagen zugemauert. Man kann ihren Inhalt nicht erfahren – man soll ihn nicht erfahren… [351 Seitenwechsel 352]
Schon so viele Jahre rede ich zu Menschen. Dabei habe ich versucht, von Mal zu Mal etwas deutlicher zu werden, die Dinge etwas präziser auszudrücken. Auf diese Weise vermochten meine Zuhörer oder Leser allmählich ein Ganzes zu erleben. Aufgrund dieses Ganzen gelangte man zu bestimmten Erkenntnissen und Überzeugungen, denn ich bot zugleich auch die Möglichkeit, Vergleiche (mit biblischen Aussagen) anzustellen.
Ich habe angedeutet, dass man Aufzeichnungen über die erwähnte Zeit im Leben Jesu unterdrückt hat. Das war aber nicht das Einzige, was man nicht wahrhaben wollte. All dies hat man entweder vernichtet oder der Kenntnis der Gläubigen vorenthalten. Man machte es ihnen unmöglich, die Wahrheit zu erfahren. Aber wenn Menschen meinen, sie könnten die Wahrheit unterdrücken, so irren sie! Denn hat nicht Christus selbst verheißen: „Ich werde euch den Geist der Wahrheit senden, und er wird euch in all diese Dinge einweihen“? (Johannes 14,16 und 26.) Also hat der Christ, auch wenn man ihm die Wahrheit vorenthalten will, doch die Möglichkeit, die Wahrheit zu vernehmen. Ob der Zuhörer bereit ist sie aufzunehmen, bleibt ihm überlassen.*
Ich versuche, Bibelstellen aufzuhellen… In der Vergangenheit musste er es einfach so hinnehmen, und er nahm es hin. Heute jedoch sind die Menschen geistig anspruchsvoller geworden. Auch der gläubige Christ ist nicht mehr ohne weiteres bereit, unter Zwang zu glauben. Er will selbst nachdenken und überlegen, ob das, was ihm gepredigt wird, auch möglich gewesen ist.
(J, 17.11.1979 – GW 1979/26, S. 351/2.)
*J: So vieles hätte ich euch dazu zu erklären; doch möchte auch ich in diesem Zusammenhang euch gegenüber die Worte gebrauchen, die Christus an die Seinen gerichtet hatte: “Ihr vermögt es jetzt noch nicht zu tragen. Aber der Geist der Wahrheit wird kommen und euch alles in allen Einzelheiten erklären.” (Vgl. Johannes 16,12-13.) Der Geist der Wahrheit ist auf dem Wege zum Menschen. Diesen Geist der Wahrheit vermögt ihr zu erleben, wenn ihr innerlich bereit seid, ihn zu bejahen.
(J, 16.1.1982 – GW 1982/5, S. 49.)
Aufgabe der geistig ausgerichteten Menschen: Verbreitung der Wahrheit
J: Ich habe das Thema, das ich heute behandelt habe, mit Bedacht gewählt, um euch so eindringlich wie möglich vor Augen zu führen, welche geistige Zukunft den Menschen bevorsteht. Zugleich wollte ich damit die große Aufgabe der geistig ausgerichteten Menschen auf dieser Welt verdeutlichen. Diese Aufgabe besteht darin, diese geoffenbarte Wahrheit zu verbreiten…
Wenn ihr die Welt von heute und die Not und das Leid auf ihr betrachtet, müsst ihr euch selbst sagen, dass all dies nur dem Einfluss des Bösen zugeschrieben werden kann. Denn die Geister Gottes des Reiches Christi verkünden den Menschen nur Frieden. Sie ermahnen die Menschen, gerecht, duldsam, gütig zu sein und den Nächsten zu lieben. Auf solche Weise wirkt das Reich Gottes, das Reich Christi unter den Menschen dieser Erde.
Der Mensch selber aber muss sich entscheiden und muss bekennen, auf welcher Seite er stehen will. Will er dem Nächsten mit Güte und Verständnis begegnen? Will er für dessen Wohl besorgt sein – oder ist er nur auf sein eigenes Wohl bedacht? Die Lehre Christi verkündet Gerechtigkeit und Aufopferung, nicht Macht- und Herrschsucht. Das Reich Gottes verkündet dem Menschen aber auch, dass der Wille Gottes im Himmel und auf Erden geschieht. Also können nicht Menschen bestimmen, was im Himmel zu geschehen habe. Nicht Menschen können Gott oder Christus vorschreiben, was sie tun sollen. Menschen haben kein Recht, Gott Vorschriften zu machen. Wohl können sie Gott in Bescheidenheit und Demut ihre Bitten vortragen und ihn um Hilfe anflehen – doch befehlen können sie ihm nichts … Gottes Wille geschieht, nicht der Wille des Menschen.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf das Letzte Gericht zu sprechen kommen. Es steht ja nicht mehr bevor, sondern es hat damals stattgefunden, als Christus (AS: unmittelbar nach seinem Tod am Kreuz bis zu seiner Auferstehung am Ostermorgen) in der Hölle Luzifer besiegt hatte. Damals, bei diesem Letzten Gericht, wurde jene göttliche Gesetzgebung durch Christus in Kraft gesetzt, die den ganzen geistigen Aufstieg der abgefallenen Geschöpfe festlegt. Alles ist in dieser Gesetzgebung festgelegt; durch Christus konnte sie durchgesetzt werden.
Versucht einmal, in Gedanken in die vergangenen Zeiträume zurück zu schweifen, obschon sich Ewigkeit und Unendlichkeit eurem Vorstellungsvermögen entziehen. Ihr könnt doch ahnen, dass es unendlich lange gedauert hatte, bis Luzifer jene göttlichen Geschwister betört und verführt hatte, die dann zu ihm hielten. Und wieder hatte [41 Seitenwechsel 42] es unendlich lange gedauert, bis es so weit war, dass Christus in ein menschliches Dasein treten konnte, um die Abgefallenen zu erlösen. Damals aber wurde durch Christus der Menschheit eine wunderbare Lehre gebracht, die ihr zugleich Hoffnung auf eine geistige Zukunft, auf ein kommendes geistiges Leben im Reiche Gottes eröffnete. Seither darf, wer im Glauben mit Christus eins ist, voller Hoffnung auf Erden leben.
Liebe Geschwister, ich habe versucht, euch darzulegen, wieviel es für den geistigen Aufstieg braucht und was des Menschen Pflicht und Aufgabe in seinem Leben ist. Zeigen wollte ich aber zugleich, wie groß Gottes Güte und Gnade war, die Möglichkeit für eine Rückkehr der Gefallenen auf dem Wege eines stufenweisen Aufstiegs zu schaffen. Gott hat dafür gesorgt, dass jeder von der Erde Heimkehrende gemäß seinen Verdiensten empfangen wird. In Stätten der Bedrängnis werden jene geführt, die zu ihrer Läuterung der Strafe bedürfen; aber Freude und reiche Belohnung harren jener, die als Menschen nach Gottes Wohlgefallen lebten, tiefen Glauben besaßen und sich bemühten, höhere geistige Erkenntnisse zu erringen.
Alles Gute wird belohnt. Nichts bleibt unbemerkt. Selbst die geringste gute Tat wird weder übersehen noch vergessen, sondern reichlich belohnt. Dies zu wissen ist trostvoll für einen gläubigen Menschen. Doch wer sich keine Gedanken macht über sein fehlbares Erdenleben, dem wird es nach seinem Abscheiden schwerfallen, sich drüben zurechtzufinden…
Liebe Geschwister, Gottes Segen möge bei euch einkehren und in euch verbleiben. Möget ihr diesen Segen Gottes erfühlen, erkennen und schätzen. Danket Gott für die Wohltaten eures Lebens! Danket Gott, dass er es euch ermöglicht hat, in dieses Dasein zu treten!
(J, 17.10.1981 – GW 1982/4, S. 41/2.)