J: In der jetzt bevorstehenden Zeit wird die Botschaft von der Geburt Christi wieder verkündet, und dabei wird auch auf die Empfängnis Marias eingegangen. Aber dies alles wird in seiner Wahrheit und Wirklichkeit verschleiert. Es wird nicht offen dargelegt. Es kann dies ja auch nicht offen dargelegt werden, solange man nicht zugestehen will, dass es eine Verbindung des Menschen zur geistigen Welt gibt.

In Wahrheit verhielt es sich so: Maria war schon als junges Mädchen in das Haus von Josef gekommen. Zu dieser Zeit, als Maria in sein Haus kam, war Josef verheiratet. Die Ehe blieb jedoch kinderlos. Seine Frau starb.

Bei den Juden war es üblich, dass sie für ihre Kinder schon einen Partner suchten, während sie noch klein waren. Die Eltern meinten, dies sei ihr Recht. Sie verlobten also ihre Kinder schon in frühester Jugend. Das mochte verschiedene Gründe haben. Die etwas besser gestellten, die angesehenen Juden wollten ihre Kinder entsprechend verheiratet wissen. Die Kinder ehrten ihre Eltern und befolgten das Wort des Vaters.

Maria also kam, wie ich sagte, frühzeitig in das Haus von Josef. Wenn nun ein Mädchen so früh in das Haus ihres künftigen Mannes kam, dann musste der Betreffende oder musste die Familie, die es aufnahm, dafür bürgen, dass diesem Mädchen nicht die Ehre genommen wurde. Die ganze Familie musste dafür bürgen, dass die Ehre erhalten blieb. Das Mädchen, das in die Familie aufgenommen worden war, wurde wie ein eigenes Familienmitglied gehalten. Im Hause, wo Josef wohnte, lebten auch noch Verwandte. So wuchs Maria im Hause Josefs heran. In der Zwischenzeit war, ich erwähnte es schon, seine Frau gestorben.

Hier möchte ich eine weitere Erklärung einfügen. Christus hatte in der Geisteswelt alle Vorbereitungen für seine Menschwerdung selber getroffen (AS: nachdem er zusammen mit dem Vater schon längst einen Heils- und Erlösungsplan zur Rückführung aller Abgefallenen und aus dem Himmel verstoßenen Geistwesen entworfen und sich selbst zur entscheidenden Erlösungstat bereiterklärt hatte). So hatte er in der Geisteswelt auch selber Maria ausgewählt, damit sie auf Erden seine Mutter würde. Alles hat Christus selber vorbereitet und angeordnet, als er noch beim Vater war. Längst schon hatte man ja die Befreiung, die Erlösung der Menschheit durchgesprochen und es war beschlossen worden, dass Christus der Erlöser sein sollte. Für all das hatte man in der Geisteswelt genügend Zeit gehabt, und man traf die entsprechenden Maßnahmen.

Maria war ein reines Wesen (AS: d.h. sie war beim Abfall treu geblieben und war infolgedessen vom Engelsturz aus dem Himmel nicht betroffen); denn der Gottessohn sollte als Mensch von einem reinen Wesen geboren werden. Darüber ist man sich in der Christenheit im Klaren und einig (AS: versteht es aber vielfach rein irdisch, körperlich – daher die irrige Auffassung von der ‚Jungfrauengeburt‘, die heute ohnehin kaum noch jemand wirklich glaubt und viel Ärgernis bereitet). Es mussten aber auch alle Vorbereitungen getroffen werden, dass die für den Heilsplan erforderlichen Wesenheiten zum gegebenen Zeitpunkt in ihr menschliches Dasein treten konnten, der für die Menschwerdung Christi berechnet worden war. Die Geisterwelt Gottes hat alles gemäß den Anweisungen, die Christus gegeben hatte, in die Wege geleitet.

So trat auch Maria ins menschliche Dasein. Sie wurde in die ihr vorbestimmte Familie hineingeboren. Vom Zeitpunkt ihrer Geburt als Mensch an bis zur letzten Stunde ihres Lebens wurde Maria von Engeln Gottes begleitet und behütet. Engel Gottes standen ihr allezeit zur Seite. So wurde auch das gelenkt und geführt, was ich schon erwähnt habe. Josef war ein gerechter, frommer Mann, und diesem Manne durfte Maria anvertraut werden. Sie ward ihm anvertraut, und er hatte für ihre Ehre zu bürgen, zu bürgen dafür, dass ihre Ehre bewahrt blieb.

Nun war es bei den frommen Juden üblich gewesen, dass man, wenn man nicht in den Tempel [361 Seitenwechsel 362] oder in den Betsaal ging, auch zu Hause betete. Man betete gemeinsam mit den Angehörigen. So tat es auch Josef. Unterdes wuchs Maria heran. Josefs Angehörige waren nur dann bei solchen Andachten zugegen, wenn es um das allgemeine Gebet ging. Die Gotteswelt fügte es jeweils so, dass Josefs Angehörige außer Hause waren, wenn es sich als notwendig erwies, dass er seine Gebets- oder Andachtsstunde mit Maria allein abhielt.

Dabei war es stets Josef, der die Gebete sprach. Teils wurde das Gebet gesungen, teils in klaren, verständlichen Worten gesprochen. Bei diesen Andachten fiel Josef in Tieftrance, und in diesem Zustand sang und betete er. In Gesang und Gebet wurde von der Erlösung der Welt gekündet. Josef wusste nicht, was er redete, denn ein Geist Gottes sprach durch ihn. Zu jener Zeit wartete man ja seit langem auf das Kommen des Messias. Von diesem Messias wurde immer wieder geredet. Im Gebet, im Gesang kam zum Ausdruck, dass die Menschheit durch den Messias ihre Erlösung finden würde.

Solche Gebetsandachten haben öfters stattgefunden, sie waren also für Maria nichts Besonderes. Die Zusammenkünfte erfolgten in der Weise, wie ich sie geschildert habe. War die Andacht beendet, hatte Maria Josef jeweils erklärt, in welch wunderbarer Weise er Gebete gesprochen und die Zukunft geoffenbart habe. Sie erzählte es ihm, ohne nur im Entferntesten zu ahnen, was auf sie zukommen sollte. Die beiden saßen nach der Gebetsandacht noch eine Weile beisammen und sprachen über das, was vernommen wurde, und über das, was in der Heiligen Schrift prophezeit war. Beide freuten sich, dass die Zeit naherückte, da ein Erlöser kommen würde. Denn viel Leid herrschte damals in der Welt und in der Heimat jener Menschen.

So sehr hoffte man daher, dass, wie in den Schriften verkündet, ein Erlöser nun Befreiung bringen würde. Des Öftern kamen die beiden zusammen, und immer wieder sprachen sie von der bald bevorstehenden Erlösung (AS: ohne zu ahnen, welch herausragende Rolle sie selbst dabei übernehmen sollten). Maria fand mit der Zeit den Zustand ganz selbstverständlich, in den Josef bei diesen Gebetsstunden verfiel. Er kam in Trance, sang und betete, und er verkündete so in wunderbarer Weise die Zukunft…

(J, 1.12.1979 – GW 1979/26, S. 361/2.)

(AS: Weitere Erklärungen hierzu im nächsten Blog-Beitrag zu Weihnachten.)