(AS: Geistlehrer Josef gibt weitere Erläuterungen zum Verständnis des Gleichnisses vom armen Lazarus und dem reichen Prasser.)

J: Weil die christliche Lehre heute so viele Lücken aufweist, findet der Gläubige in ihr nicht die Kraft, sich in seinem Glauben zu festigen. Denn auf so viele Fragen erhält er keine Antwort. Eine solche Frage bezieht sich auf die Kluft, von der Abraham in dem Gleichnis sagte, sie mache es unmöglich, dass der einstige Reiche zu ihm und Lazarus herüberkomme, und umgekehrt. Es gab also keine Verbindung zwischen ihnen.

Nun hat Christus aber dieses Gleichnis zu einer Zeit gegeben, da er seinen Auftrag noch nicht erfüllt hatte. Bei allen seinen Worten muss man auseinanderhalten, auf welche Zeit sie sich bezogen.

Indem Christus dieses Gleichnis gab, deutete er auf zweierlei hin: auf eine Trennung, und auf einen Aufstieg. Dazumal war den Menschen bekannt, dass ein Erlöser kommen müsse, um sie zu befreien. Die heutige Christenheit aber muss darüber unterrichtet werden, wieso es denn Lazarus beschieden sein konnte, im Schoße Abrahams zu weilen und so für all das Leid getröstet zu werden, das er in seinem Erdenleben durchmachen musste. Christus gab mit seinen Worten einen Hinweis darauf, dass die Hölle Besserungsstufen hat. Denn noch gab es damals für keinen von der Erde Abgeschiedenen einen Eingang ins Himmelreich.

Wenn es heißt, der reiche Prasser habe in seiner Hölle von weitem Lazarus im ‘Schoße Abrahams’ erblicken können, so besagt dies, dass sich Abraham und Lazarus in einer Aufstiegsstufe (der Hölle) befanden – ich könnte sagen: in einem Vorhimmel. Dort konnten beide von dem Prasser geschaut werden. Aber auch für Lazarus war damals der Himmel noch nicht offen (AS: denn die Erlösung hatte zur Zeit von Christi Erdenleben noch nicht stattgefunden). Wohl aber besaß die Hölle ihre Besserungsstufen für den geistigen Aufstieg.

Wenn Menschen, die vor Christus und zur Zeit seines Erdenlebens gelebt hatten, sich Gott zuwandten und versuchten, nach Gottes Willen zu leben, so wie die Propheten es verkündet hatten, konnten sie, indem sie Gottes Geboten gehorsam waren, ihre Geistesstufe verbessern. So vermochten sie, nach ihrem irdischen Tode (in der Hölle) eine höhere Stufe, eine Besserungsstufe zu erreichen (AS: das waren Stufen, auf denen sie durch Engel Gottes vor den Übergriffen von Luzifer und seinen Helfern geschützt waren). Solches geschah auch bei Lazarus. Propheten hingegen, die als reine Geister im Auftrage Gottes ins menschliche Dasein getreten waren, konnten ins Vaterhaus zurückkehren; denn sie gehörten ja nicht zu den ‘geistig Toten’ (den von Gott Abgefallenen). (AS: Abraham, der eigentlich auch ein reiner Geist war, war hierbei die große Ausnahme, was nach Auskunft der geistigen Lehrer seine besonderen Gründe hatte; d.h. er befand sich noch in einer dieser Besserungsstufen der Hölle.)

Ihr könnt also selbst Vergleiche anstellen. Indem Christus in seinem Gleichnis die Trennung, die Kluft erwähnte, wies er damit auf die verschiedenen Besserungsstufen der Hölle hin. So vieles ist noch in den heiligen Schriften enthalten, was dem suchenden Menschen Antwort gibt. Solche Abgeschiedene, die nicht mehr in die Tiefen der Hölle zurückkehren mussten, durften ihren Platz auf einer der Aufstiegsstufen des Totenreiches einnehmen. Waren sie bereits weit vorangeschritten, durften sie in die höchsten Ebenen der Besserungsstufen eintreten. Ich könnte diese Ebenen, wie erwähnt, als ‚Vorhimmel‘ bezeichnen. Hier lebten die geistig vorangeschrittenen Wesen in Scharen zusammen. Sie konnte Christus mitnehmen, als er nach seinem Sieg über Luzifer wieder aus der Hölle aufstieg. Ihnen konnte er jetzt ihren Weg in der Jenseitswelt zuweisen. Engel des Himmels kamen ihnen in Scharen zu Hilfe. Diese Engel teilten denen, die in diesem Vorhimmel gewartet hatten, entsprechende Stufen des Himmelreiches zu. Unter ihnen befanden sich auch solche, die als Menschen vorangeschritten waren und sich geistige Verdienste errungen hatten. Nach ihrem Abscheiden von der Erde hatten sie zwar nicht ins Himmelreich übertreten können; doch jetzt, nach Christi Erlösungstat, durften sie in diesem eine entsprechend bessere Stufe einnehmen.

Die Wesen jener Stufen der Hölle, wo Luzifer seine volle Herrschaft ausübte, waren gequälte, arme Seelen. Soweit sie sich, nachdem Christus über Luzifer gesiegt hatte, nicht dazu bereitgefunden hatten, mit Christus zusammen die Hölle zu verlassen, mussten sie an ihrer Stätte auf ihren weiteren Aufstieg warten. Doch war auch dafür durch Christus ein Gesetz in Kraft gesetzt worden. Dieses bot auch ihnen die Möglichkeit des Aufstiegs: doch war sie erschwert durch vielfältige Wandlungen, welche diese Wesenheiten durchmachen müssen.

Ihnen gegenüber waren jene, die sich als Menschen um ihren geistigen Aufstieg bemüht und den Geboten der Propheten Folge geleistet hatten, im Vorteil: denn sie durften nun im Himmelreich eine ihnen entsprechende Stufe einnehmen und von da aus gemäß ihrem Bemühen Stufe um Stufe aufsteigen.

(J, 2.2.1980 – GW 1980/5, S. 59.)