(AS: Dieser Ausschnitt aus einem Vortrag Lenes bei der MW im Herbst 1962 hatte damals einen konkreten Bezug und ist gegenwärtig – im Frühjahr 2022 – angesichts des brutalen Überfalls Russlands auf die Ukraine wieder hoch aktuell!)

L: Nun aber, liebe Geschwister, möchte ich noch auf etwas ganz Besonderes zu sprechen kommen.

Sehr notwendig ist es, dass man immer für den Frieden der Welt betet. Denn ihr wisst, dieses Gebet wird, so es in wirklicher Hingabe und mit Andacht gesprochen ist, von der Geisterwelt Gottes aufgenommen. Im Gebet liegt doch die Verehrung Gottes und die Bitte: verschone uns vor Not, schenke uns den Frieden!

Gott will ja, dass die Menschen in Frieden leben. Aber die Menschen können sich eben untereinander nicht verstehen, und so beschwören sie diesen Unfrieden herauf. Auch da müsst ihr erkennen, dass die niedere Geisterwelt so viele willige Werkzeuge findet, um diesen Unfrieden auf der Erde zu verbreiten.

Die heilige Geisterwelt Gottes will nichts anderes als den Frieden des Menschen. Der Friede der Erde mag manchmal von einem einzelnen Menschen abhängen. Eine einzige Persönlichkeit kann über Frieden und Unfrieden entscheiden. Wenn aber die Menschen die Not erkennen und deshalb [250 Seitenwechsel 251] bitten: «Bewahre uns den Frieden!», so kann sich dies in folgender Weise erfüllen. Ich wiederhole: es kann in folgender Weise geschehen.

In erster Linie ist freilich immer der Wille des Menschen maßgebend. Der Wille des Menschen setzt sich durch. Die niedere Geisterwelt umwirbt daher jene Menschen, die herrschsüchtig, machtgierig sind und andere unterdrücken wollen. Solche Menschen sind ihre willigen Werkzeuge, um das zu erreichen, was sie wünschen. Das eben ist ihr Tun und Treiben in dieser Welt.

Darum beeinflussen sie die Menschen und bestärken sie in ihrer Herrschsucht, in ihrer Machtgier, in ihrer Streitsucht, in ihrem Hass anderen gegenüber. Die niedere Geisterwelt tut wahrhaftig ihr Äußerstes, um diesen Gefühlen immer neue Nahrung zuzuführen, um den Unfrieden zu verbreiten und die ganze Menschheit in Angst und Bangen zu versetzen.

Wenn nun die Menschen beten, wahrhaft beten und Gott bitten: «Behüte Du uns doch, lasse diesem oder jenem nicht die Macht, schreite Du doch ein!», dann wird die gute Geisterwelt, die ja die Menschen beschützt und ihre Anliegen hinaufträgt in die Himmel, zu Jesus Christus – dann wird die gute Geisterwelt Ihm sagen: «Sieh, da liegen die Menschen in ihrer Not, sie bitten und bangen um den Frieden. Was ist uns verstattet zu tun?» [251 Seitenwechsel 252]

Ihr werdet vielleicht sagen: «Gott ist ja allmächtig, Er braucht nur zu sagen, es dürfe keinen Krieg geben, und dann gibt es keinen Krieg.» Freilich kann Er das. Aber es hat doch immer Kriege gegeben, obschon die Menschen immer wieder um den Frieden beteten. Daraus könnt ihr entnehmen, dass eben des Menschen Entscheidung von großer Bedeutung ist. Jene, die solche Entscheidungen treffen, sind ja nicht edlen Wesens. Sie handeln unter der Eingebung und dem Antrieb der niederen Geisterwelt. Denn das Niedere will besiegen, will besitzen, will regieren – das Niedere. Das Niedere sucht sich jene Menschen aus, welche günstige Werkzeuge für es sind, um sie mit Kraft zu erfüllen, damit sie herrschen, damit sie fordern, damit sie unterdrücken. Dazu geben die Niederen ihnen die Kraft…

Es ist nun schwer für mich, euch in dieser Frage genaue Angaben zu machen. Aber eines kann ich euch sagen: wenn so viele Menschen wie heute um den Frieden bangen da und dort, und wenn sie im Verlangen nach Frieden leben, damit das Böse sich nicht entfalte – wenn die Christen und die frommen Menschen Gott bitten: «Lasse doch keinen Krieg mehr über uns kommen, der nur alles vernichtet, lasse uns doch zusammen in Frieden leben!» – wenn man wirklich betet, so wie wir euch immer wieder sagen: «Betet, jeder Einzelne, zur Erhaltung des [252 Seitenwechsel 253] Friedens!» – dann werden diese Bitten der Einzelnen hingetragen zum Herrn. Schließlich sind es ja unendlich viele, die mit dieser Bitte kommen. Und Gott ist ein Vater der Güte und Liebe.

Gleichwohl wird Er die Gesetze nicht umstoßen, die Er gemacht hat. Er hat den Menschen den freien Willen gegeben. Das steht im Gesetz. Was ist nun zu tun?

In erster Linie müssen einmal jene niederen Einflüsse vernichtet oder besiegt werden. Jene Menschen der Macht dürfen keine Nahrung, keine Inspiration, keine Kraft mehr von den niederen Geistern bekommen. Das ist, was in erster Linie bewirkt werden muss: diese Unsichtbaren müssen bekämpft werden! Wenn man den Menschen von heute sagte: «Wenn du keine Kriege willst, dann tue dein Äußerstes und bekämpfe die bösen Geister!» – sie würden nur lachen und es nicht verstehen. Ja, die Menschen würden lachen – und lachen würden obendrein diese bösen Geister. Denn ihnen ist ja gerade daran gelegen, dass diese Wahrheit nicht unter die Menschen kommt.

So bleibt nur, die gute Geisterwelt aufzubieten. So weit muss man es bringen können wie in dem Falle, den ich euch geschildert habe, nämlich dahin, dass kämpfende Engel aufgeboten werden. Diese kämpfenden Engel müssen sich um jene Menschen scharen, die geneigt sind, den Versuchungen des [253 Seitenwechsel 254] Bösen nachzugeben, um – wie verlangt – zu unterdrücken, zu herrschen, zu lügen. Zuerst müssen jene Menschen abgeschirmt werden, welche über andere Einfluss ausüben und über Krieg und Frieden entscheiden. Das heißt: diese kämpfenden Geister müssen nun versuchen, die niedere Geisterwelt in Schach zu halten.

Die Niederen dürfen nicht mehr in des Menschen allernächste Nähe herandringen. Diese Engel können zu ihnen sprechen: «Dies geht über euer Maß hinaus, das ist zu viel, das ist euch nicht mehr verstattet, das Gesetz erlaubt es euch nicht!» Und jene wissen: wenn Befehle von Gott kommen, gibt es nichts anderes, als sich zurückzuziehen…

Wenn solches geschieht, wenn also jene Menschen der Macht von kämpfenden Geistern Gottes umgeben sind, so nicht, um das Leben dieser Menschen zu schützen, sondern um das Leben anderer zu schirmen, indem sie die niedere Geisterwelt nicht an diese führenden Männer heranlassen. Sie kämpfen mit flammendem Schwert und haben Gewalt über die niedere Welt. Nur ihrer wenige braucht es, um jene zurückzuschlagen…

So beten die Menschen um den Frieden. Was ist gestattet worden? Was durfte bis anhin geschehen?

Gott willigte ein. Man hat kämpfende Geister Gottes in die Nähe solcher Menschen entsandt. [254 Seitenwechsel 255] Gott aber findet, dass der freie Wille des Menschen wieder zum Ausdruck kommen muss. Daher werden die Streiterengel nach einer gewissen Zeit zurückgezogen. Doch werden sie erneut gehen, wenn sie Befehl von oben erhalten. Denn sie gehorchen höchsten Befehlen. Und wenn ihnen vom Hause Gottes wieder gesagt wird: «Macht euch auf und sorgt für Ordnung!», dann möchten wir der Menschheit sagen: Solange sie neben Jenen stehen, braucht ihr euch nicht zu fürchten… Auch wenn Jene großmäulig sind – ihr braucht euch nicht zu fürchten. Denn ein Geist Gottes steht in ihrer Nähe, um Leben und Gut vieler anderer zu behüten.

Dies alles fließt aus der Liebe Gottes. Und die Menschen?

…Aber Gott lässt sie (AS: die Geister Gottes) nicht umsonst hinsenden – man muss darum bitten!... [255 Seitenwechsel 256]

Was liegt für solches Bitten am nächsten? Wen kann man in dieser Lage herbeirufen? Es ist Jesus Christus. Ihn kann man herbeiflehen, und das heißt: in Seinem Namen soll man bitten – innig bitten. Ihn darf man im Geiste anflehen: «Du, unser göttlicher Bruder, der Du so viel für uns getan hast, der Du immer für den Frieden gekämpft hast – hilf Du!»

Hat er doch allezeit die Grußworte gesprochen: «Friede sei mit euch!» Auch als er wieder zurückgekehrt war und wann immer er unter die Seinen ging, stets war sein Gruß: «Friede sei mit euch!» Er wusste genau, was dieses Wort für die Menschheit bedeuten sollte: Friede mit euch! Auf dieses Wort sollte man sich berufen.

Christus soll man bitten: «Sorge Du dafür, denn in unserer Macht liegt der Friede nicht…» Ja, in deiner Hand liegt es nicht, über den Frieden dieser Welt zu entscheiden. Aber du kannst vielleicht dank deiner früher erworbenen Verdienste oder auf Grund derer, die du dir in diesem Leben errungen hast, zu Ihm flehen: «Bitte, bitte erhalte uns den Frieden! Denn in Deinem Namen gehe ich jetzt zum Vater, und ich will dem Vater sagen: Du hast mir den Frieden versprochen. Und ich will den Frieden nicht nur für mich selbst und meine Umgebung, ich will Frieden für die ganze Welt, für alle Völker! Jetzt gehe ich in Deinem Namen – begleite Du mich zum Vater!» [256 Seitenwechsel 257]

Und im Geiste gehe dann, gehe zu Ihm, zum Vater, und sprich zu Ihm: «Ich komme zu Dir im Namen Jesu Christi, und ich flehe innigst um den Frieden dieser Welt. O lass Du uns in Frieden leben! Gib allen die Kraft, das Gute zu fördern! Tue es, o gütiger Vater, denn gewaltig ist Deine Heiligkeit und Deine Barmherzigkeit. Wir verlassen uns auf Deine Güte. Wir bauen auf Dich, wir bauen auf den Erlöser, und so bauen wir auf den Frieden!» Und ihr lobt im Geiste Gott für seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Ihr neigt im Geist euer Haupt und sprecht: «Dein Wille geschehe, wie Du willst, im Himmel und auf Erden!»

…Solches, liebe Geschwister, kann man so wunderbar in der Meditation tun. So wunderbar kann man für den Frieden beten.

…Ihr dürft nie vergessen: dieser bösen, niederen Geisterwelt ist ja das Recht zugestanden worden, den Menschen zu versuchen. Denn Luzifer ist der Fürst der Erde, und er hat sehr viele Werkzeuge, die er aussendet. Groß will er sein in seinem Reich, herrschen will er in seinem Reich und viele Untertanen sein Eigen nennen.

…(AS: Zu der Zeit, als das gesprochen wurde, gab es in einem Höhepunkt des ‚Kalten Krieges‘ zwischen Ost und West eine der schwersten Krisen, die sich im Herbst 1962 dramatisch zuspitzte – viele Menschen bangten um den Weltfrieden –, die sogenannte ‚Kubakrise‘.) Nun aber, liebe Geschwister, seid für heute und für morgen nicht in Sorge. Dann und wann wird etwas Unangenehmes geschehen. Allein, vertieft euch in euer Gebet, wie ich euch gesagt, und schätzt euch glücklich, zu diesem Bund zu gehören, diese Verbindung zur göttlichen Welt zu haben. Schätzt euch glücklich zu wissen, dass euer Verlangen, euer Gebet dorthin getragen wird, wo der Entscheid gegeben wird, wie viele von diesen [259 Seitenwechsel 260] kämpfenden Geistern sich aufmachen sollen, um dem Niederen zu wehren.

(L, 20.9.1962/MW 1962/V – MW 1961 – 1963, S. 250 – 260.)