(AS: Die Zeit der Dogmen und ‚Geheimnisse‘ in der Religion ist wohl vorbei, wenn die Menschen eigenständig denken und auch das, was sie glauben sollen, hinterfragen und letztlich verstehen wollen. Das eigenständige Denken, viele könnten es heute,  nur – tun sie es auch?)

J: Meine lieben Geschwister, im christlichen Glauben muss die Wahrheit verkündet werden können, um den in der Menschheit herrschenden Unglauben zu mindern. Denn nur die Wahrheit macht frei. (AS: Auch Menschen, die sich ‚Christen‘ nennen, müssen sich fragen: macht mich das, was ich persönlich glaube, denn wirklich frei? Kann ich der Botschaft, die in den Kirchen verkündet wird, wirklich glauben und trauen? Bin ich dadurch wirklich frei, um aller Freud‘ und allem Leid des Lebens, einschließlich Schicksal, Krankheit und Tod frei und zuversichtlich entgegensehen zu können?)

Haben gläubige Menschen den Weg zu Gott gefunden, möchten sie zu Gott in einem innigen Verhältnis stehen. Dieses innige Verhältnis kann nur dadurch zustande kommen, dass der Christ nach den Ursprüngen forscht. Immer wieder wird euch gesagt, dass es Milliarden von Jahren gebraucht hat, bis diese Welt zum Träger menschlichen Lebens werden konnte und sich so weit entwickelt hat, dass menschliches Leben auf dieser Erde seine Aufgaben zu erfüllen vermag. Dieses aber muss doch einen Anfang gehabt haben – und nach diesem Anfang muss man fragen.

Der gläubige Christ kennt die Gleichnisse, in die Christus seine Lehre gekleidet hat, und er weiß auch um die Gespräche, die er mit seinen Jüngern führte. Denn die Botschaft davon wird ja immer wieder verkündet. Zu fragen ist aber: Versteht man auch, was Christus gelehrt hat? Begreift man den Sinn seiner Gleichnisse? Kennt man den Sinn des Lebens? Weiß man, weshalb die Menschwerdung notwendig geworden ist?

Alle diese Fragen weisen auf einen Anfang hin. Hatte doch Christus selbst gesagt: “Ich bin der Anfang.” Kann ein Christ verstehen, was damit gemeint ist? Dieses Herrenwort ist in dieser Form nicht vollständig. Christus hatte nämlich hinzugefügt: “… und das Ende.” Er sprach also: “Ich bin der Anfang und das Ende.” (AS: Was bedeutet das konkret und genau? Hat man sich darum schon mal Gedanken gemacht? Was bedeuten andere gleichnishafte Aussprüche Christi? Was haben diese Worte mit uns Menschen zu tun, haben sie für uns eine Bedeutung?)

Diese Worte lassen sich von Menschen auf vielerlei Weise auslegen, aber diese Auslegungen treffen die Wahrheit nicht. Darum aber geht es: die Wahrheit muss unter den Menschen wieder Fuß fassen können. Es hat Milliarden von Jahren gebraucht, bis das geschehen konnte, was geschehen musste. Andererseits sind es noch keine zwei Jahrtausende her, seitdem Christus der Menschheit die Erlösung gebracht hat. Daher ist das glückliche Ende dieser Welt noch unabsehbar weit entfernt. Ich spreche vom ‘glücklichen Ende’ dieser Welt – nicht von ihrem Untergang. Bis es eintritt, können noch Millionen, ja Milliarden von Jahren vergehen…

…Die Zeit wird kommen, da den Menschen mehr Wahrheit und Klarheit vermittelt werden kann, weil sie vieles heute besser verstehen. Ihre Begriffe haben sich gewandelt und verfeinert. Sie gewinnen mehr Verständnis für diese Dinge, weil sie sie selbst erleben. So muss es bei diesem Glauben sein.

Der Geistesglaube muss zum einzelnen Menschen Zugang finden, und er findet ihn. Denn die Wahrheit dringt durch. Die Wahrheit liegt im Licht. “Ich bin das Licht der Welt”, sagte Christus selbst. (Johannes 8,12.) In diesem Licht ist die Wahrheit. Durch sie findet der Mensch den Weg zurück ins Vaterhaus.

Er muss aber anfangen zu glauben, dass es eine Geisterwelt Gottes gibt. Er muss anfangen zu glauben, dass diese Geisterwelt Gottes die Möglichkeit besitzt, Verbindung zum Menschen aufzunehmen, weil sie sich darum bemüht, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Der Mensch muss aber zugleich wissen, dass es nicht nur eine Geisterwelt Gottes gibt, sondern dass auf dieser Erde ein Anderer die Herrschaft ausübt. Darauf jedoch kommt es an: durch den Glauben der Menschen an diese Wahrheit müssen die Rechte Luzifers geschmälert, eingeschränkt werden. Denn das Endziel der Schöpfung Gottes ist, dass ein jedes wieder seinen Platz im Reich des Vaters und des Königs der Geisterwelt Gottes (AS: den es einst verspielt hat) einnimmt.

Freilich, dies braucht seine Zeit. Aber auf dieser Welt geht nichts von dem verloren, was Christus verkündet hat. Alles, was er verheißen hat, wird sich erfüllen. Keines seiner Worte kann aufgelöst werden.

Wenn die Menschen sich bemühen, sich nach innen zu wenden und nach dem Höheren zu suchen, nach ihrem eigenen höheren Ich, werden sie auf ihre Fragen Antwort erhalten. Allerdings müssen sie sich anstrengen, den richtigen Ton, das richtige Wort zu vernehmen, das Geister Gottes ihnen eingeben wollen. Denn um die Menschen kämpft ja auch noch ein Anderer – darüber muss man sich im Klaren sein. Es genügt nicht: “Herr, Herr!” zu rufen, um ins Himmelreich zu kommen. Die Christenheit muss sich vielmehr bewusst sein, dass es auf dieser Erde zwei Lager gibt; dass sich auf ihr zwei Herrscher darum bemühen, die Menschen für sich zu gewinnen. Das sollte den Christen deutlich klargemacht werden. Allerdings müsste man dann ja auch von Geistern reden – doch von ihnen spricht man nicht, oder nur äußerstenfalls…

Allein, die Zeit rückt heran, da Menschen über diese Dinge frei und offen miteinander reden können. Sie ist noch nicht da, auch noch nicht morgen. Ihr steht am Anfang dieser Zeit. Aber dieser Anfang vermag seinen Weg nach oben zu beschleunigen. Denn das, was wir, meine geistigen Geschwister und ich, euch bisher darzulegen vermochten, kann nie mehr vernichtet werden – nie mehr vernichtet werden! Möge es niemals mehr eine Zeit des Stillstands geben (AS: wie bisher), sondern möge alles ständig in Bewegung bleiben, um den Menschen die Wahrheit nahebringen zu können. Sie müssen selber merken, dass es nicht möglich ist, etwas, was von Gott kommt, zu vernichten, sondern dass es unausweichlich wieder zutage gefördert wird, um es dem Menschen zu vermitteln. Denn er muss doch den Weg zu Gott wiederfinden und im Glauben stark werden können.

So mancher wird sein Leben ändern, sobald er die christliche Lehre in ihrer Wahrheit kennenlernt. Diese Wahrheit muss man kennen. Sie muss unablässig verkündet werden. Denn bedenkt [17 Seitenwechsel 18] doch: wie viele Menschen wissen nichts von ihr. Sie meinen, auf dem Weg zu Gott zu sein; dabei stehen sie still, können nicht vorwärtskommen, weil sie geistig blind sind. Sie sollen aber geistig sehend und hörend werden. Freilich, dies muss von einem jeden erkämpft werden.

Liebe Geschwister, denkt über all das nach, was ich euch dargelegt habe. Ihr könnt die Bestätigung dafür in den heiligen Schriften finden. Dann werdet ihr auch einsehen, warum Christus von sich sagen konnte: “Ich bin das Licht der Welt” (Johannes 8,12) und “Ich bin das Brot des Lebens” (Johannes 6,35). Sobald man einmal seine Gleichnisse begriffen hat, geht einem der wahre Sinn jener Herrenworte auf.

Dieses ist möglich. Es ist nicht schwer, sie zu verstehen. Die Lehre Christi ist einfach und kleidet sich in eine einfache Sprache. … Darum ist die Sprache der Wahrheit, die euch verkündet wird, einfach und klar.

(AS: Geistlehrer Josef will hiermit vor allem Anstöße zum Nachdenken geben; denn jeder soll selbst sich zur Erkenntnis der Wahrheit durchringen und damit zu einem selbst verantworteten Glauben gelangen. Für diesen Erkenntnisweg gibt er einzelne Bausteine: Das Licht führt zur Wahrheit, das Licht ist die Lehre Christi; Christus war der Anfang der Schöpfung als einziger unmittelbar aus Gott hervorgegangener Sohn; mit der Erlösung setzt er die Rückkehr zum Vater in Gang und mit seinem Licht weist er den Weg, die Herrschaft Luzifers zu schmälern und schließlich zu beenden – dies bedeutet dann das Ende der ‚Welt‘.)

(J, 18.10.1980 – GW 1981/2, S. 13 u. 17/18.)