Rückschau in unsere Vergangenheit

(AS: Geistlehrer Josef spricht hier über unsere weit zurückliegende Vergangenheit in der Seligkeit, von der Erlösung durch Jesus Christus und dem Verlust der Wahrheit, dann auch über die Mühen, unter denen die Wahrheit wiedergebracht und von den einzelnen Menschen aufgenommen werden muss.)

J: Von so wunderbarer Vielfalt war und ist der Himmel! Doch dies alles musste geschaffen werden, und das brauchte seine Zeit. In den Zeiten, da sich dies alles verwirklichte, herrschte Frieden und verband gegenseitige Achtung und Wertschätzung die Himmelsbewohner. Sie kannten noch keinen Neid, keine Habgier, keine Herrschsucht. Es waren Zeiten vollsten Glücks, Zeiten wahrer Seligkeit.-

Ihr aber dürft euch sagen: „Auch ich bin dabei gewesen!-“ Ihr habt in einer geistigen Familie solches Glück genießen, in Frieden leben und die Herrlichkeiten des Himmels schauen dürfen. Für alles hattet ihr Bewunderung. Vielleicht wurdet später auch ihr Träger von bestimmten künstlerischen Eigenschaften und Fähigkeiten; denn diese Fähigkeiten und Eigenschaften wurden Einzelnen verliehen, nicht der Allgemeinheit – sie wären sonst auch nicht so bewundernswert gewesen; vielmehr waren gewissen Familien, gewissen Stämmen besondere schöpferische, künstlerische Fähigkeiten zuteil geworden. Dadurch wirkten sie an der Gestaltung der himmlischen Welt mit, die ja so vielfältig war und ist. So gerne möchte ich, dass es mir gelänge, euch im Geist in diese Welt, so wie sie war, zurückzuführen! -

Heute werdet ihr in der christlichen Lehre darüber belehrt, dass Christus euch erlöst und euch den Weg zurück ins Reich Gottes frei gemacht hat. Allein, diese Worte werden heute nicht mehr von allen Menschen angenommen. Das Wissen um Sinn und Wesen des ursprünglichen Lebens ist eben verlorengegangen – oder es wurde absichtlich übergangen. Man wollte nicht davon reden; denn was hätte es eingebracht, hätte man zu den Menschen dieser Welt nur von der Herrlichkeit des Himmels geredet? Ja, man wollte wohl von der Herrlichkeit des Himmels reden – aber dann sollte dies [für eine Gruppe führender Menschen] zugleich zu einer Macht werden! Man konnte doch nicht nur von der Herrlichkeit des Himmels zu den Menschen sprechen – das wäre ja zu einer Gefahr geworden! Erst als man die Macht errungen und alles so gestaltet hatte, wie man es sich wünschte, tat man es [jedoch nach eigenen Vorstellungen]; aber da es die Unwahrheit war, konnte solches Wissen für die Zukunft nicht von Belang werden; denn Unwahrheit kann sich nicht entfalten. Eines Tages erweist sie sich eben als Unwahrheit, und alles kommt ans Licht.- Eines Tages wird die Wahrheit offenbar werden.- [219 Seitenwechsel 220] Da sie jedoch so gewaltig groß ist, kann diese Wahrheit den Menschen nicht in ein paar Worten vermittelt werden. Selbst in irgendwelchen Kursen könnte sie nicht verständlich gemacht werden; denn es geht bei ihr wahrhaftig um eine umfassende Lehre!

An dieser Lehre muss der Mensch sich sein ganzes Leben hindurch festhalten. Mag er in jungen Jahren auch in seinem Glauben unterwiesen worden sein, so geht ihm das wahre Verständnis eben dennoch ab. Wo in einem Menschen kein tief verwurzelter Glaube lebendig ist, vermag er das Ganze der Wahrheit in ihrer Wirklichkeit nicht zu erfassen.

Allein, mit der Zeit kann ein Mensch geistig reifen. Wächst in ihm das geistige Verständnis, so fängt er auch an, die Wahrheit zu begreifen. Freilich braucht es dazu eine Zeit inneren Wachsens, bis man die ganze Wahrheit in sich aufzunehmen vermag. Beweise dafür liegen euch genug vor Augen! Wenn ihr einem Ungläubigen auch nur ein weniges von dem erklärt, was ihr hier vernehmt, glaubt er euch nicht, sondern hält euch für Fanatiker oder meint, ihr wäret von religiösem Wahn befallen. Die Wahrheit zu glauben vermag er nicht.

Die Wahrheit sogleich als Ganzes zu verstehen ist in der Tat unmöglich. Daher muss sie dem Menschen langsam, behutsam beigebracht werden. Gelingt dies, wird ein solcher Mensch im Glauben stark, und seine Erkenntnisse werden wachsen. Plötzlich wird ihm dann nämlich so Vieles verständlich! Denn die wahre christliche Lehre – das dürft ihr mir glauben – ist etwas Wunderbares. Durch sie erlebt man Gottes Weisheit! Man gewinnt ein ganz anderes Verhältnis sowohl zu den Mitmenschen als auch zu seinem eigenen Leben: Es bekommt einen neuen, wirklichen Sinn.

Freilich, diesen Sinn muss man erfassen lernen; denn Christus hat während seines Erdendaseins ja nur Bruchstücke der Wahrheit offenbaren können. Doch hat er seine Jünger beten gelehrt. Dieses Gebet wird von der Christenheit noch heute gesprochen – es birgt wahrhaft Bedeutendes in sich!

(J, 8.5.1982/als Video am 4. Abend der MW 1982 am 22.9.1982 – GW 1986/19, S. 219/220.)

Gedanken zur Selbstüberprüfung

(AS: Die „Rückschau in unsere Vergangenheit“, wie sie im vorstehenden Beitrag in groben Zügen angedeutet ist, verlangt geradezu eine Selbstüberprüfung zur konsequenten Fortsetzung bzw. Verstärkung der eigenen Bemühungen zur Rückkehr ins Vaterhaus.

Der folgende Auszug aus einer Meditation von Geistlehrerin Lene soll zur Selbsterkenntnis anregen und zu weiteren Bemühungen im geistigen Vorankommen anspornen. Dazu helfen geistige Bilder.)

L: …Die Menschen finden wir (AS: die Geisterwelt Gottes, die sich um den Aufstieg der Menschen müht.) ja in den verschiedensten Situationen. Es wäre ja für uns sehr einfach, den einen wie den anderen als aufgestiegenen Menschengeist zu führen und zu belehren. Es ist aber meine Aufgabe, wie die Aufgabe anderer Geister Gottes, gleich eine ganze Gemeinschaft heranzubilden und gleichzeitig zu allen zu reden. Und wenn wir euch Menschen so betrachten, so erblicken wir ja euer Heiligstes, das eure Seele ist. Dabei stellen wir manchmal zu unserer Freude und Überraschung fest, dass in der Seele des einen Menschen – natürlich symbolisch – der schönste Sommer ist, wo die schönsten Blumen blühen. Unter diesem schönsten Sommer verstehen wir das Beglücktsein des betreffenden Freundes, seine Zufriedenheit, seine Harmonie, seine Freude, seine Verbindung zur erhabenen Welt, die ihn beglückt, seine Geisteskraft, die er ständig zu mehren vermag, und aus der er ständig schöpft. Wo wir solches sehen, können wir den betreffenden Menschen in seiner Seligkeit, in seiner Kraft, in seinem Wirken ja nur bestärken – in seinem erfolgreichen Wirken, muss ich sagen, denn es blüht in seiner Seele, er ist der heiligen Gotteswelt angeschlossen. Heiliges hat sich mit dem Heiligsten verbunden.

Bei solchen Menschen werden wir ja nicht diese Mühe haben, wie bei jenen, in deren Seele wir einen eiskalten Winter antreffen – auch symbolisch gemeint. Damit meinen wir die eiskalten Gefühle eines Menschen, seine Herzenshärte, seine Herzenskälte, eben das Eis, das er im Innersten seiner Seele hat. Seine Seele ist vergleichbar mit einem eiskalten Winter, und weil der betreffende Mensch in seiner Seele friert, ist auch sein Äußeres kalt, seiner Herzenskälte und Herzenshärte wegen. So muss es den Menschen im eigenen Leibe frieren, und dementsprechend ist seine Ausstrahlung. Er strömt auf seine Umwelt eine enorme Kälte aus, und es friert den Mitmenschen, wenn er in seine Nähe kommt. Das spürt ihr Menschen, ob ein anderer in einem Sommer lebt und frohen Mutes ist, oder ob es in ihm Winter ist und alles eiskalt. Ihr beeilt euch dann, euch zu entfernen, ihr möchtet nicht von einem solchen belastet werden. Ihr möchtet mit einem solchen Menschen nicht selbst noch mitfrieren und wendet euch schnell von ihm ab.

Aber wo der Sommer in der Seele eines Menschen ist und eine große Blütenpracht, da möchtet ihr euch sonnen und wärmen an einem solchen Menschen. Ihr haltet euch gerne bei ihnen auf, sprecht gerne mit ihnen. Denn sie geben auch euch von ihrer Wärme und Kraft, und das wirkt so angenehm auf euch.

Und nun, liebe Geschwister, habe ich ja anfangs gesagt, dass derjenige recht habe, der der Auffassung ist, dass es für uns nicht immer leicht ist, in die Nähe des Menschen zu kommen. Da spüren wir nämlich bei den einen auch einen eisigen Winter, dass es uns friert, während wir bei andern den heißen Sommer in voller Blüte spüren, und da sonnen wir uns gerne und verweilen manchmal länger in solcher Nähe, als man sollte. Aber wer würde dies nicht vorziehen? Wir fühlen ja viel feiner als ihr Menschen, und wir urteilen auch ganz anders. Steht man im Dienste Gottes, muss man mehr tun, als der Mensch bereit ist an seinen Mitmenschen zu tun.

Wir müssen uns ja auch dieser Menschen annehmen, deren Seele einen eiskalten Winter durchmacht. Auch wenn es uns dabei friert, dürfen wir ihre Nähe nicht meiden. Und darum versuchen wir jedem das Bewusstsein der Menschenwürde darzulegen, so gut wir können. Wer sich uns nähert, gleich welcher geistigen Entwicklung die Menschen sind, (AS: den) sprechen wir an. Wir können keine direkten Vorwürfe machen, das tun wir nur indirekt; manche beherzigen es, manche aber glauben, es wäre nur für andere gesprochen anstatt für sie selbst. Ihr Gehör ist von ihnen so eingestellt, dass sie nur hören, was für andere bestimmt ist; was an Ermahnungen für sie bestimmt ist, das ist für ihr Ohr zu leise, das hören sie [11 Seitenwechsel 12] nicht. Da fühlt man sich nicht betroffen. Es ist eben einmal so: man sieht wohl den Splitter im Auge des andern – oh, den sieht man gut; aber den Balken im eigenen Auge? Nein, den gibt es gar nicht.

Nun, dies will ich euch ja nicht direkt als Vorwurf sagen, ich meine nur, dass wir eben unsere Aufgaben haben mit euch, liebe Geschwister, und dass wir wohl wissen, wo euer besonderes Interesse liegt, worüber ihr gern unterrichtet werden möchtet, über Dinge, die für euch neu sind. Ach, das werdet ihr von Zeit zu Zeit immer wieder erfahren. Aber ganz aufrichtig gesagt: hätte dann ein belehrender Vortrag solcher Art noch etwas mit einer Meditation zu tun?

(L, 20.11.1974 – GW 1975/2, S. 11/12.)