(AS: Erschütternd, wie die Evangelisten und die Geistlehrer beschreiben, was Christus noch vor der Kreuzigung schon für Martern und Qualen zugefügt wurden – und dann erst recht mit der Kreuzigung. Besonders schlimm war für ihn aber die seelische Verlassenheit, als sich dann nach geistigem Gesetz die Tröster, seine himmlischen Geschwister, die ihn bis dahin begleiteten und stärkten, von ihm zurückziehen mussten, damit er ganz allein seine Treue zum himmlischen Vater beweisen sollte, angesichts des Widersachers, der alles versuchte, um ihn im Glauben schwach zu machen…)
J: … Und es waren schmerzvolle Stunden, bis der Meister seine himmlischen Geschwister wieder kommen sah; in großen Scharen brachten sie ihm die kostbarsten Gewänder. Und er sah sie kommen mit ihren himmlischen Kelchen und Gefäßen. Sie brachten ihm geistige Speise und geistigen Trank. Dann nahmen sie seinen geistigen Leib in Empfang, als er die Worte ausgesprochen: „Es ist vollbracht.“
Dann, während jene erhabenen Wesen ihn, ihren König in die Mitte nahmen, ihn (AS: seinen Geist) salbten und in die himmlischen kostbaren Gewänder kleideten, fing die Erde an zu zittern und der Vorhang des Tempels ging entzwei. Jetzt stieg er zu jenen Mächten der Tiefe hinab, die ihn so lange versuchten und verspotteten. Nun kam es zum Kampf. Aber jetzt stand vor dem Widersacher nicht mehr ein hilfloser Mensch, der von Menschen gepeinigte Jesus. Jetzt war er stark und mächtig geworden. Jetzt zog er als starker König in das Reich der Finsternis ein (AS: Im Glaubensbekenntnis der Christen heißt es: „Und er ging hinab in das Reich der Toten…“) und forderte seinen Widersacher zum Kampfe heraus. Und es wurde mit dem überwundenen Luzifer verhandelt. Aber der wollte die ihm auferlegten Bedingungen nicht annehmen. Aber er musste. Vor Gottes Macht duckt sich auch der Teufel. So blieb ihm nichts anderes übrig, als einverstanden zu sein, mit allen Abmachungen. (AS: Das ist das ‚Letzte Gericht‘ – hier wurden Luzifer alle Bestimmungen auferlegt, die es ermöglichen, dass Gutwillige die Hölle verlassen und den Weg der Rückkehr in den Himmel antreten können.)
Christus stand diesen teuflischen Mächten als König gegenüber, als der Sieger. Und ihnen wurde entgegengehalten: „Unter größten Qualen blieb ich meinem Vater treu, trotz euren großen Versuchungen und Versprechungen. Was habt ihr alles aufs Spiel gesetzt! Allein und verlassen war ich in meinen schwersten Stunden von Not und Pein.“
Als Mensch sollte er frei entscheiden, ob er die grauenhaften Qualen aus Treue zum Vater über sich ergehen lassen, oder ob er umkehren wollte.– So mussten die bösen Mächte sehen, dass Jesus unter den schwersten Bedingungen Gott die Treue hielt, und dass er nun der Sieger war. So wurde den Geistern verkündet, dass nun durch Christus die Wege zum Himmel künftig für alle frei geworden, die sich um die Gerechtigkeit und das wahre Leben bemühen. (AS: Das ist die eigentliche Erlösung, nämlich die Befreiung aus der Hölle – nicht etwa ‚die Befreiung von allen unseren täglichen Sünden‘, wie immer wieder behauptet wird.)
Währenddessen waren die Getreuen Jesu (AS: auf der Erde) zusammengekommen, um ihn zu beweinen. Sie hatten sich zuerst voller Ängste zurückgezogen. Schließlich hatten sich welche aufgemacht und darum gebeten, den Leichnam abzunehmen und zu begraben. Sie salbten den Leib und banden ihn nach jüdischer Sitte ein. Als man ihn der Gruft übergab, wurden auch gleich Soldaten aufgeboten, damit sie Wache halten sollten vor der Gruft. Und zur Sicherheit wälzte man einen gewaltigen Stein davor. Menschenhände allein hätten nicht genügt, den Stein wieder wegzuwälzen. [135 Seitenwechsel 136]
Als man sich am Ostermorgen wieder aus den Gemächern hervor getraute, war es zuerst eine Frau, die zum Grabe ging. Da sah sie, dass der Stein weg war, und im Garten begegnete sie dem Meister, ohne ihn gleich zu erkennen. Nachher ging sie eilends zu den Jüngern und verkündigte ihnen, dass er auferstanden sei. Die Soldaten aber, da sie sahen, dass der Leichnam nicht mehr da war, wussten, dass man sie töten würde. Und sie gingen hin und sagten aus: „Wir standen Wache die ganze Zeit, kein Auge hatten wir geschlossen, und fort war er, weggewälzt der Stein.“
Da gebot die Obrigkeit den Soldaten: „Saget dem Volke, ihr hättet geschlafen“. Denn die Leute hatten schon eine Vorahnung von Wundern, die geschehen könnten; denn sie hatten ja Jesu Wundertaten miterlebt. Da ließ man der Menge sagen, die Soldaten hätten geschlafen und der Leichnam wäre geraubt worden. Es wurde aber nicht mehr geglaubt. Man war zur Einsicht gelangt, doch einen Unschuldigen ans Kreuz geschlagen zu haben; denn die Erde erbebte so sehr und der Vorhang im Tempel war entzwei. Es war die Stimme Gottes, die da sprach. Und so ging schon die Kunde um, dass der Herr auferstanden sei von den Toten.
… Wie schwach ist oft der Glaube des Menschen, wenn Bitternis und Bedrängnis über ihn kommt! Viele versagen. Erforscht euch selbst, ob ihr fähig wäret, selbst in größter Schmerzensqual Gott zu bejahen. Ja, meine lieben Freunde, an jeden Menschen kommen Versuchungen, schwere Stunden. Aber hat der Erlöser nicht gesagt: „Kommet zu mir, ich bin das lebendige Wasser, das lebendige Brot, ich will euch erquicken“? Bist du mühselig und beladen, komm zu mir!“?
(J, 14.4.1960 – GW 1960/17, S. 135/6.)