Xaver (Anm. AS: ein aufsteigender Geist, berichtet von seinen Anfangserlebnissen in der geistigen Welt, nachdem er ein Erdenleben hinter sich gelassen hatte, das geprägt war von einer schweren Prüfung: einer lebenslangen körperlichen Behinderung, die ihm das Leben in jeder Beziehung schwer machte und ihn an Gottes Gerechtigkeit zweifeln ließ. Er verließ die Läuterungsebene, der er zugeteilt worden war, anfangs, um auf eigene Faust wieder auf die Erde unter die Menschen zu gehen; und da machte er aufrüttelnde Erfahrungen mit niederen Geistern – er selbst bezeichnet sie als ‚Teufel‘–, die ihn täuschen und in ihre dunklen Machenschaften unter den Menschen einbeziehen wollten. Der ihm von Gott geschenkte und auch jetzt gewährte freie Wille ermöglichte ihm, sich dagegen zu entscheiden und schleunigst in die ihm zugewiesene Geistesebene zurückzukehren und sich um die Eingliederung in die schützende göttliche Ordnung zu bemühen. Aus seinen Erfahrungen sollte und wollte er lernen; dazu sein weiterer Bericht bzw. seine weiteren Überlegungen):
In dieser meiner neuen Welt gab es ja Geschwister, die schon eine bedeutend größere Erfahrung hatten als ich; denn ich musste sie zuerst noch machen, und meine Erfahrung kam anderen wieder zugute. Es kamen ja wieder andere an, die auch wieder das Verlangen hatten, zu den Menschen zurückzukehren, unter ihnen weiterzuleben und zu wohnen. Ich sagte ihnen, was mir dort begegnet war. Beim einen hatte ich Glück und fand Gehör, beim anderen nicht. Aber von da an blieb ich in der Geistessphäre und ließ mich zuerst einmal von Meinesgleichen, die schon größere Erfahrungen gemacht hatten, belehren. Sie sagten zu mir: „Siehst du, wir sind jetzt in einer unteren Aufstiegsstufe. Wir müssen dieses durchmachen, wir müssen hier auf dieser Schwelle unsere Erfahrungen machen, aber wenn wir diese Erfahrungen gemacht haben, werden wir von einer höheren Sehnsucht ergriffen und geplagt. Wir wollen frei werden, und auch du wirst recht bald das Verlangen in dir spüren, frei zu werden von dieser Sphäre, der wir zugeteilt worden sind. Dann geht man mit großer Freude in die Ordnung hinein, weil man nur in der Ordnung Gottes sich sicher fühlt und gehoben; weil ein Leben in der Ordnung ein angenehmeres Leben ist, wenn es manchem auch Bedrängnis bringt. Aber man steht unter der göttlichen Führung!“ [140 Seitenwechsel 141]
Ja, es wurde mir immer klarer, dass es für mich wohl besser sei, diese Freiheit, von der man sprach, aufzugeben, mich in die geistige Ordnung einzugliedern; denn auch in der geistigen Ordnung hatte man eine Freiheit, aber sie stand unter göttlicher Führung. So war ich bereit, den Weg zu dieser Ordnung zu suchen. Ich musste dann das tun, was ich zuerst nicht wollte: ich musste mich an einen Engel wenden, ich musste ihn bitten: „Nimm, mich in deine Ordnung auf! Du – oder ihr habt mir erlaubt in Freiheit zu leben. Ich habe genug von dieser Freiheit, ich will unter der göttlichen Führung sein.“
Der Engel freute sich, aber er sagte: „Vorerst ist es für dich hier eine Läuterung. Du wirst von uns geführt werden, so du es verlangst, und wir werden dir selbstverständlich gerne sagen, was du tun und lassen musst, wir werden dich auch beobachten, ob du es einhältst.“ Ich war damit einverstanden, und als erstes gebot man mir: „Du sollst vorerst nicht wieder zurückkehren zu den Menschen. Lass die Menschen in Ruhe! Lass auch die Geister, die bei ihnen sind und gehe erst dann, wenn du einen Auftrag bei den Menschen hast!“…
(AS: Xaver hatte in seinem Erdenleben körperliche Verwachsungen, die auch den Umgang mit seinen Mitmenschen erschwerten und belasteten. Da er sich gutwillig zeigte, ließ man ihn jetzt in einer Rückschau auf sein davor liegendes Erdenleben blicken, in dem er sich schwere Belastungen zugezogen hatte, warum er im gerade zurückliegenden Leben dieses harte Schicksal mit Einschränkungen zu tragen hatte, und hielt ihm vor, dass er diese Lebensaufgabe wegen seiner Zweifel an Gottes Gerechtigkeit nicht erfüllt hatte und die gleiche Prüfung in einem künftigen Erdenleben zu wiederholen habe. Zuvor wolle man ihn jedoch unterrichten und stärken für diese künftige Aufgabe.)
…Und man erklärte mir: „Wie mehr du dich für die Ordnung einsetzest, desto schneller steigst du auf.“…
Das war ein weiter Weg für mich. Ich sah es, aber ich war guten Willens. Sie erklärten mir dann, sie würden mir eine lange Zeit Gelegenheit geben, meine innere, geistige Kraft aufzubauen, um für das zukünftige Leben gestärkt zu sein.– Wie mehr man das zurückgelegte Leben und alles, was damit zusammenhängt, vergisst, wie weniger schwer fällt es einem, eine schwere Aufgabe auf sich zu nehmen. Es ist so, als würden die Erinnerungen an die Bedrängnisse ausgelöscht, damit man seine Seele stärken kann in der Geisteswelt, damit man nicht geplagt wird vom Gedanken, man könnte doch wieder straucheln.
(AS: Nach längerer Läuterung und Schulung, nach Eingliederung in die Ordnung Gottes) …Jetzt darf ich auch Aufgaben bei den Menschen erfüllen, aber nur, weil ich dazu beauftragt worden bin. Nur dann ist man sicher, das Richtige zu tun…
So wurde ich aufgeklärt. Der eine aber verlangt aus freien Stücken herauszukommen, so wie ich es tat und in meine geistige Sphäre zurückging. Andere aber finden Freude am Tun dieser Verführer (AS: die er selbst anfangs als irrender Geist unter den Menschen erlebt hatte) und leben sich bei Menschen ihresgleichen aus, wie ihre Vorbilder. Sie finden Gesellschaft unter diesen niederen Geistern.
So habe ich nun erzählt, was für euch von Bedeutung ist. Aber vielleicht wird es, wie man mir sagt, interessieren, dass ich heute glücklich bin. So weit bin ich aufgestiegen und erfülle meine Aufgabe. Aber ich werde geführt. Ich stehe in der Ordnung Gottes. Ich habe meine Freiheit, aber ich nütze sie nicht aus; denn ich anvertraue mich jenen Händen an, die befähigt sind, aus dieser Freiheit Hohes und Edles hervorgehen zu lassen. Ich habe mich also voll und ganz der Herrschaft Gottes verschrieben, und so habe ich jetzt die Aufgabe und die Möglichkeit, mich in meiner Seele zu stärken, damit ich gekräftigt bin, wenn es soweit ist, dass ich in ein neues Erdenleben wiederzukehren habe, um dann als Mensch meine Aufgaben zu erfüllen und um die Achtung meiner Mitmenschen zu erwerben, trotz meiner Missgestalt, wohlbewusst, dass ich ihre Achtung nur erwerben werde durch Gerechtigkeit, Güte, ein vorbildliches Leben.
So, sagt man es mir, spielt die Hülle keine Rolle mehr. Nur für den ist sie bedeutend, der nach dem Irdischen trachtet, der nicht nach den geistigen Zielen frägt, der nicht danach strebt, ein Licht für die Welt zu sein, der mehr zu ihrem Schatten wird.
(Xaver, 1.4.1964 – GW 1964/16, S. 140 -142.)