(AS: Geistlehrer Josef deutet manches nur an, weil er in anderen Vorträgen schon oft darüber gesprochen hat. Zum besseren Verständnis sind solche Erklärungen in Klammern eingefügt.)

J: Liebe Geschwister, die meisten Christen kennen den wahren Glauben nicht, und sie wissen auch nicht, warum Christus ein menschliches Dasein auf sich genommen hat. Sie kennen die Ursache allen Geschehens nicht, und daher vermögen sie auch nicht, im Glauben stark zu werden. Dabei ist es für den Christenmenschen eine Notwendigkeit, über die Ursache der Menschwerdung Christi unterrichtet zu sein. Für seinen Glauben braucht es ein Urwissen. Ohne ein solches Urwissen bleibt ihm so vieles rätselhaft, und eben deswegen fängt er an zu zweifeln. Er wendet sich vom Glauben ab.

Darum versuche ich, dem gläubigen Menschen Erklärungen über Dinge zu bringen, die man gemeinhin als Geheimnisse bezeichnet. So behauptet man, die Menschwerdung Christi sei ein Geheimnis. Aber die Menschwerdung Christi ist kein Geheimnis – sie hat ihre Ursache. Auch euer Leben hat eine Ursache, und diese Ursache muss man kennen. Dann wird schlagartig vieles leichter zu verstehen und zu begreifen. (AS: Die Ursache der Menschwerdung Christi hat eine weit in die geistige Schöpfung zurückreichende Ursache – lange vor Beginn der materiellen Schöpfung: der einstige Ungehorsam, Aufruhr und Abfall Luzifers mit seinem großen Anhang unter den seligen Geistern. Christus kam mit dem Ziel, sie alle zu befreien und zurückzuholen ins Reich der Seligen.)

Christus hat während seiner Lehrzeit so vieles symbolisch ausgedrückt, indem er in Bildern sprach. Weil es unmöglich war, die ganze Wahrheit so zu verkünden, wie sie wirklich war, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich einer Bildersprache zu bedienen. Wer jedoch über jenes Urwissen verfügt, von dem ich sprach, dem werden die Worte und Aussprüche Christi bei näherer Betrachtung völlig verständlich… (AS: Christus weist in dieser symbolischen Sprache immer wieder auf jenen Abfall hin und seine damit zusammenhängende Aufgabe, die ihm der Vater übertragen hat.)

… Gläubige Menschen befällt oftmals ein Gefühl innerer Unsicherheit, vielleicht, weil sie ein schweres Leben haben oder ein Karma auf ihnen lastet. Dabei geben sie sich in ihrem irdischen Dasein Mühe, ein gerechtes Leben zu führen. So finden sie, Gott lasse keine Gerechtigkeit walten, indem er in der Welt so viel Unrecht dulde.

Um hier die rechte Antwort zu finden, muss man den Schöpfungs- und Heilsplan kennen und wissen, wer über die Menschen Macht besitzt (nämlich Luzifer, infolge unseres Abfalles), und was sich daraus für den Menschen an Aufgaben ergibt. (AS: Man muss wissen, dass die Schöpfung zuerst im Geistigen stattfand und dass sich aus dem Abfallgeschehen, damals im Geistigen, der materielle Schöpfungsplan entwickelte, um die Abgefallenen als Menschen über den Prüfungs- und Bewährungsort ‚Erde‘ aus der Herrschaft Luzifers wieder zurückzuführen ins geistige Reich.) Der Mensch ist auf dieser Erde, wie ich schon öfters sagte, entweder Pilger oder bloßer Gast. (AS: Als ‚Pilger‘ erkennt er seine Aufgabe und sein Ziel im Leben: die Ordnung Gottes wieder anzuerkennen; als ‚Gast‘ erkennt er dies nicht.) Sein Leben hier ist zeitlich begrenzt, aber für jeden Menschen ist es eine Prüfung. Er steht in einer ihn fremd anmutenden Welt, die er nicht versteht. (AS: Weil er selbst Geist war und ist und wieder sein wird und sich hier bewähren muss, um zurückkehren zu können.) Warum versteht er diese Welt nicht? Weil er den Ursprung der Geisteslehre und der Schöpfung Gottes nicht kennt.

Gar mancher könnte in seinem Erdenleben Besseres leisten, mehr gewinnen und dadurch für seine geistige Zukunft vorbauen. Aber wer keinen Glauben hat, rafft sich auch nicht auf. Wer nicht daran glaubt, dass dieses auf Erden begrenzte Leben nach dem Tode weitergeht (AS: im Geistigen), ja, dass das wirkliche Leben erst beginnt, wenn man von dieser Welt abgetreten ist, sorgt auch nicht für dieses wirkliche, künftige Leben vor.

So schwer scheint es zu sein, der Menschheit die Wahrheit zu offenbaren… Dabei gibt es doch verschiedene Weltreligionen, die einen liebenden und gerechten Gott verkünden, zu dem sich ihre Anhänger bekennen. Allein, von Gottes Liebe und Gerechtigkeit spricht man nicht – und man übt selber auch keine Gerechtigkeit und Liebe. (AS: Das ergibt sich aus dem fehlenden ‚Urwissen‘ und dem sich daraus ergebenden fehlenden Wissen um Sinn und Zweck des Lebens als Mensch.) Darum ist man von der Wirklichkeit so weit entfernt…

Aufgabe eines gläubigen Geistchristen ist es, das Seinige zu leisten, um seiner Umgebung Vorbild zu sein. Er kann seinen Glauben vielleicht nicht in Worten bekunden, weil er weiß, dass er damit auf Widerstand stößt. Wohl aber kann er seinen Mitmenschen ein Stück Himmelreich offenbaren durch (AS: das Vorleben von) Gerechtigkeit, Güte, Wohlwollen, Liebe. Denn der Mensch ist doch Träger vom Himmelreich, weil er in sich Göttliches birgt. Allein, in der Regel erkennt er dies nicht und erweist sich als undankbar. Nur wer weiß, (AS: woher er kommt und) wohin er gehört, vermag seine Aufgaben und Pflichten zu erfüllen. [158 Seitenwechsel 159] Er vergisst nicht, dass sein Erdenleben nur vorübergehend, begrenzt ist – ein Leben auf Zeit.

Wer auch nur etwas in die Geisteslehre eingedrungen ist, versteht die Welt besser und vermag manchem besser zu begegnen. Solches geistige Wissen dient ihm auch bei seiner Heimkehr in die jenseitige Welt, sofern er als Mensch nach dem Willen Gottes gelebt hat. Wohl mag einer sich ein geistiges Wissen angeeignet haben, aber wenn er sich nicht bemüht, den Willen Gottes zu erfüllen, wenn er keine edle Gesinnung anstrebt, wenn er der Werke Gottes zu wenig tut und weder Liebe noch Gerechtigkeit kennt, erringt er sich das Himmelreich nicht. Die bloße Kenntnis der Geisteslehre genügt nicht. Nur wer dieses Wissen auch in die Tat umsetzt, erzielt geistige Gewinne – für sich selbst und für seine Mitmenschen. Ihm schlägt dieses Wissen auch zum Vorteil aus, wenn er dann ins Jenseits kommt, weil er über so manches nicht mehr unterrichtet zu werden braucht.

(AS: Es ist notwendig und sinnvoll, sich mit der Welt, in die man unmittelbar nach diesem Leben einkehrt, schon zu Lebzeiten zu befassen und sich darauf einzustellen!) Malt euch doch aus, wie fremd sich so viele Heimgekehrte in ihrer neuen (AS: geistigen!) Welt fühlen. Sie müssen zuerst darüber aufgeklärt werden, wo sie sind. Sie müssen darüber belehrt werden, was auf sie wartet. Jener aber, der schon mit einem bestimmten Wissen in die Jenseitswelt einkehrt, befindet sich solchen gegenüber im Vorteil, weil er über so manches schon Bescheid weiß. Er kennt die Engel Gottes, die vor ihn hintreten – er erkennt sie an ihrem Äußeren und an ihrer Sprache. Dementsprechend ist er bereit, sich führen zu lassen. Er (AS: der ‚Urwissende‘) zeigt sich bescheiden und demütig, während der Unwissende keine Bescheidenheit kennt. Seine Herrschsucht, sein Befehlston bleibt ihm eigen. Er meint, jene, die mit ihm zusammen sind, weiterhin so unterdrücken und unter seinen Befehl stellen zu können, wie er dies auf Erden gewohnt war. Jetzt aber muss er erleben, dass es so nicht geht, dass er vielmehr dafür bestraft wird. Man kehrt sich von ihm ab, und plötzlich steht er ganz allein da in einer weiten Welt. Er kommt sich einsam und verloren vor, weil in dieser Welt nichts um ihn ist, das er erkennen könnte – es gibt nämlich auch geistige Wüsten… (AS: Über lange Zeit bleibt er verlassen, bis man sich seiner erbarmt und sich seiner wieder annimmt.)

(J, 17.3.1979 – GW 1979/12, S. 155 u. 158/9.)