Man soll in Glaubensdingen einander nicht bekämpfen. Man soll sich vom Mitmenschen nicht abkehren, weil er diese oder jene Glaubensrichtung verficht; denn solches ist nicht göttlich. Gott könnte ja – ich sagte es schon – die Menschen mit Gewalt zum Glauben zwingen. Er tut es nicht. Durch Gewalt gibt es kein geistiges Wachsen. Es wird von Gott lediglich der Same zu diesem Wachsen in die Seele des Menschen gelegt. Dort muss er langsam keimen, Wurzel schlagen, sich in die Weite und Breite hin ausdehnen. Es muss ein Gedeihen geben, ein Reifen, ein Früchtebringen. Ernten wird ein jedes selbst. Jedem wird Gelegenheit dazu geboten. Dabei ist langsames geistiges Wachstum unerlässlich.“

 

(J, 20.6.1961 im Studio der Landesbildstelle Düsseldorf/1. Abend – GW 1985/8, S. 85 – 94; Erstveröffentlichung.)