J: Als die Evangelisten seinerzeit festhielten, was (AS: zur Zeit Christi) geschehen war, geschah dies durch den Geist der Wahrheit. Das wird heute ja auch in der christlichen Lehre verkündet, und man zitiert bei jeder Gelegenheit die Evangelien. Warum denkt man dann nicht weiter darüber nach, dass diese Evangelisten bei ihrer Niederschrift von Geistern Gottes inspiriert worden sind? Von eben jenen Geistern, von denen man nichts wissen will…

 

Wegen dieser Haltung ist es so weit gekommen, dass Menschen nicht mehr bereit sind, einfach alles hinzunehmen, was man ihnen vorsetzt. Heute suchen sie selber, und dies mit Recht. Hat Christus doch gesagt: „Wer sucht, der findet“, und er mahnte: „Klopfet an, tut es immer wieder, dann wird euch aufgetan werden.“ (Vgl. Matthäus 7,7.) Das heißt doch nichts anderes als: Suchet nach der Wahrheit, suchet immer wieder, überlegt und stellt Vergleiche an, denkt darüber nach. Auf solche Weise kann der Mensch zu besseren, zu höheren Erkenntnissen gelangen; aber freilich muss er das Seinige dazu leisten.

 

Darum finden gerade wir, die wir versuchen, dem Menschen diese Wahrheit nahezubringen, es so schade, dass man sich nicht die Mühe nimmt, über diese Dinge nachzudenken, sondern geneigt ist, sogleich zu verurteilen.

 

(J, 21.10.1978 – GW 1979/2, S. 19.)

 

 

 

J: Die Ursache des Geistes liegt in der jenseitigen Welt. Jedes geschaffene Wesen besitzt einen geistigen Leib und hat in sich Leben. Die Bedeutung dieser Worte muss man erfassen können – dann versteht man, was Christus gemeint hat, als er den Jüngern antwortete, er habe von Geist und Leben gesprochen. Seine Worte führen wieder zurück in eben diese unsichtbare Welt, die von Geist und Lebendigkeit erfüllt ist. Geist und Leben gehören zum Werk Gottes, das geoffenbart werden sollte.

 

So manchem Gläubigen wird es schwerfallen, diese Zusammenhänge zu verstehen. Sie können nur auf Grund der geistchristlichen Lehre verstanden werden, die etwas so Wunderbares ist, weil nur sie das Herrliche erkennen lässt, das Gott in seiner Weisheit geschaffen hat. Nur so findet der Mensch Antwort auf das, was bisher für ihn bloße Stille bedeutete. Er erlebt die Natur auf ganz andere Weise (nämlich als Stätte des Aufstieges für die gefallenen Seelen). Die Natur fängt für ihn an zu reden. Jetzt versteht er ihre Sprache und vernimmt ihre leise Stimme. Freilich nicht mit seinen irdischen Ohren versteht er die Sprache der Natur, sondern mit dem geistigen Ohr. Die Natur ist immer bereit, sich dem Menschen zu offenbaren, doch muss der Mensch bereit sein, über ihre ursächlichen Zusammenhänge nachzusinnen. Mit der Zeit wird er zu höherer Erkenntnis gelangen, und er wird verspüren, dass es ihn immer wieder dahin zurückzieht, von wo er ausgegangen ist, nämlich an den Ursprung der geistigen Schöpfung. Immer wieder werden seine Gedanken von jenem Letzten Gericht angezogen, das auch ihm ermöglichte, den Weg heim ins Vaterhaus anzutreten (AS: das ‚letzte‘, endgültige Gericht, das Christus unmittelbar nach seinem Sieg am Kreuz mit seinen himmlischen Streitern in der Hölle vollzogen hat, wo Luzifer erstmals und endgültig das Gesetz aufgezwungen wurde, dass er die Reuigen der einst Abgefallenen unter dem Schutz Christi aus der Hölle ausziehen lassen und den Aufstieg im Himmel antreten lassen muss, wenn sie sich für Christus und sein Reich entscheiden).

 

Liebe Geschwister, ich habe versucht, euch manches zu erklären, und ich hoffe, dass es mir [222 Seitenwechsel 223] gelungen ist, beim einen oder andern Freund die Erkenntnis zu mehren – wenigstens soweit, dass es ihn jetzt drängt, auf die Suche zu gehen und den ursächlichen Zusammenhängen nachzuforschen. Doch bleibt ihm freigestellt, solches zu tun. Er selbst entscheidet über seinen geistigen Aufstieg. Christus fragte den einzelnen: „Glaubst du?“, und er war glücklich, wenn einer sagte: „Ja, Meister, ich glaube.“ Das bedeutete ihm eine Antwort. Mir bedeutet es eine Antwort, wenn ihr versucht, all diesen Dingen nachzugehen und über sie nachzudenken. Dann brauche ich euch nicht zu fragen, sondern ihr werdet von euch aus sagen: „Nun glaube ich.“ Geschieht dies, dann habe ich meine Aufgabe an euch zum Teil erfüllt.

 

(J, 5.5.1979 – GW 1979/16, S. 222/3.)