(AS: Als Jesus Christus zum Himmel aufgefahren war – Christi Himmelfahrt –, hatten sich seine Jünger zurückgezogen hinter verschlossene Türen; sie hatten, nach allem, was geschehen war, Angst um Leib und Leben.)

J: Meine lieben Freunde, die Apostel waren versammelt im Abendmahlsaal, und die Türen hatten sie verschlossen aus Angst. Sie erzählten untereinander vom neuen Reiche, von ihrem Meister, der von ihnen gegangen war. Sie glaubten, dass mit jenem Reiche, von dem Christus zu ihnen gesprochen hatte, das irdische Reich gemeint sei. Und sie verstanden ihn nicht, als er öfters zu ihnen sprach: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“.

So unterhielten sie sich über dieses neue Reich, wie es wohl erstehen würde. Und als sie so miteinander sprachen, kam plötzlich ein Brausen und Rauschen, und glühende Zungen erschienen über den Häuptern der Apostel, und sie wurden erfüllt von der Kraft der heiligen Geister. (AS: Der ‚Meister‘, wie sie ihn nannten, hatte ihnen ja den ‚Tröster‘, den ‚Geist der Wahrheit‘ zugesagt! Vgl. Johannes 14,16 u. 26; Johannes 15,26. Das gab ihnen auf der Stelle Mut und Kraft.) Aus diesen ängstlichen Aposteln waren plötzlich mutige Männer geworden, die hinaustraten und die Lehre ihres Meisters verkündigten.

Durch die Kraft der heiligen Geister, die auf jeden herniederkam, waren sie, die vorhin noch so ängstlich waren, so erfüllt, dass sie zu ihren Brüdern und Schwestern sprechen konnten, dass sie alle es verstanden in ihrer Sprache. Ein Geist der Kraft, des Mutes, der Energie war zu ihnen gekommen. So verkündeten sie die Lehre Christi.

So mancher hat seither gedacht, warum nur diese wenigen Apostel erfüllt und erleuchtet werden mussten von einem heiligen Geiste? Christus hätte, nach seiner Meinung, doch auch die ganze Menschheit erleuchten können, dass sie die Gesetzmäßigkeit Gottes erkannt hätte, wodurch doch so viel Unheil hätte verhütet werden können. Doch, Christus wählte seine Jünger aus, und zu ihnen kam je ein heiliger Geist. So wurde jeder gekräftigt, sie gingen hinaus und predigten den anderen. Diese hörten zu, wurden erfasst und erfüllt von all dem, was gesprochen wurde.

Es waren damals schon so viele treue Anhänger Christi, zu denen dieser Geist der Erleuchtung auch noch nicht kam. So hörten sie den andern zu. So ist es, [161 Seitenwechsel 162] dass auch heute gewisse Menschen er-leuchtet werden und Geister Gottes die Möglichkeit haben, durch sie zu wirken, um Zeugnis zu geben vom Leben und Wirken Jesu. Und wenn noch so oft die Frage beim Einzelnen auftaucht, warum nicht alle erleuchtet wurden, Christus und Gott hätten dies doch zum Heile der ganzen Menschheit tun können, so bedenkt, meine lieben Freunde, dass zuerst der Glaube stark werden muss. (AS: Nein, so hätte ihr Glaube niemals stark werden können – von Gott gewissermaßen verordnet bzw. geschenkt; der Glaube musste und muss aufgrund des freien Willens etwas ganz Eigenes jedes Einzelnen werden, aufgrund eigener Erfahrungen, Entscheidungen und Willensbekundungen!)

(J, 19.5.1956 – GW 1956/21, S. 161 -162)