J: … Daher sollte sich der Mensch mit diesen Möglichkeiten seiner Rückkehr zum Vater befassen; sonst kann er ja das Reich Gottes nicht sehen, nicht erleben. Dem Christen aber muss deutlich klargemacht werden, was Grund und Ursache des leidvollen Lebens auf dieser Erde ist – eben die ‘Todsünde’. (AS: Die ‚Todsünde‘, das ist der Abfall einstmals im Himmel in der Gefolgschaft Luzifers, damit die Abwendung von Christus, dem die Königsherrschaft im Reich Gottes von Gott selbst lange, lange davor und für immer übertragen worden war! Durch diese Ur- oder Todsünde kam alles Unheil in die Welt. Und wir alle sind dabei gewesen! Wieder gutmachen lässt sich das nur dadurch, dass wir hier auf dieser Erde auch in schweren Prüfungen unter dem Einfluss Luzifers zeigen, dass wir entschlossen auf der Seite Christi stehen. Den Weg dafür hat Christus durch die Erlösung für alle Menschen frei gemacht, nachdem Gott sich in Liebe zu seinen Geschöpfen entschlossen hatte, diesen Weg der Rückkehr zu schaffen,) Auch über die schon in den Anfängen auf Erden herrschenden Nöte muss man Bescheid wissen. Bleibt all dies dem Christen verschwiegen und kennt er dadurch die wahre Ursache seines Hierseins nicht, vermag er sich in seinem christlichen Glauben auch nicht wahrhaft zu vertiefen.

Denn die Menschen von heute sind geistig anspruchsvoller geworden. Sie verlangen nach Erkenntnis. Diese Erkenntnis soll ihnen zuteil werden. Freilich, den Menschen bleibt es überlassen, das ihnen Geoffenbarte auch zu bejahen. Auch dafür lässt Gott ihnen Zeit – so viel Zeit wie einstmals den Ungetreuen für ihre Entscheidung. Für Gott sind tausend Jahre wahrhaftig wie ein Tag. (Vgl. Psalm 90,4.)

Vielen Menschen freilich geht die geistige Entwicklung viel zu langsam vor sich. Doch was weiß der Mensch, was für seinen Aufstieg gut ist! Gott lässt den Menschen Zeit zur Besinnung; er lässt ihnen Zeit, um höhere geistige Erkenntnis zu ringen. Ich habe ja ausdrücklich erwähnt, wie lange Gott im Himmelreich zugewartet hatte, ehe er eingriff und die Ungehorsamen, Ungetreuen aus seinem Reiche ausstieß und in die Hölle stürzte, und ich erwähnte, welche unendlich lange Zeit verstrich, bis die Abgefallenen durch Jesus Christus erlöst werden konnten. Von diesen Zeitabläufen haben die Menschen keinen Begriff…

Dass es heute in dieser Welt so traurig, so furchtbar zugeht – dass Menschen Hungers sterben, dass Menschen gequält, getötet werden –, ist alles jenem zuzuschreiben, der die Herrschaft über die Menschheit ausübt, nämlich Luzifer, dem Satan. Noch immer übt er über die Menschen Macht aus. Warum tritt man ihm nicht entgegen? Wer willens ist, sich zu Christus zu bekennen und auf seine Seite zu treten, der muss auch das Seinige dazu beitragen, um in dieser Welt eine Veränderung herbeizuführen.

Dazu müssten als erstes die Christen unter sich einig werden. Die Christenheit muss dahin kommen, dass sie nur die einzige wirkliche Wahrheit anerkennt und dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst wird. Dann werden die Menschen die Schöpfung mit ganz anderen Augen betrachten. Sie werden ihre eigene Verantwortung erkennen. Sie werden zur Einsicht gelangen, dass ein Christ keinen Mitmenschen ausbeuten darf, selbst nicht im kleinsten! Niemand in dieser Welt müsste Hungers sterben, wären die Güter gerecht verteilt und gäbe es keine Ausbeutung! Warum unterstützen Christen diese Ausbeutung? Sie nennen sich zwar Christen, aber sie finden immer Ausreden, um ihre Macht zur Geltung zu bringen und ihre Herrschaft auszuüben.

Also muss auch in der christlichen Lehre so manches geändert werden. Dazu muss man auf die Ursprünge der Verkündigung der christlichen Lehre zurückgehen – das betone ich immer wieder. Man muss das beherzigen, was der wahre Wille Christi war, als er unter den Menschen lebte. Er kannte weder Ausbeutung noch Zwang noch Herrschaft über den anderen. Wie tut es doch so not, die christliche Lehre wieder in ihrer Wahrheit aufzuzeigen und zu beherzigen! Wer von sich behauptet, Christ zu sein, sich aber nicht scheut, Mitmenschen auszubeuten und sich an ihnen zu [39 Seitenwechsel 40] bereichern, der ist noch weit, weit von jener Zeit entfernt, nach der sich alle sehnen und in der es zur Vollendung der Welt kommen wird. Denn das ‘Ende der Welt’ bedeutet in Wahrheit das Ende der Herrschaft Luzifers – das Ende all der Bereicherung durch Ausbeutung und Beherrschung der Mitmenschen. Wie weit ist diese Zeit noch entfernt, wie weit! …

(J, 17.10.1981 – GW 1982/4, S. 39/40.)